Jedes Mal wird der Versuch der Annäherung an eine von ihm begehrte Frauenfigur von einem immer dämonischer werdenden Widersacher vereitelt. „Hoffmann befindet sich wie in einem Tunnel und erlebt immer wieder das gleiche Muster auf’s Neue. Das hat etwas Zwanghaftes“, bemerkt Levin Handschuh. Doch nicht nur Hoffmanns Annäherungsversuche schlagen fehl – Hoffmanns Scheitern ist immer und in erster Linie auch ein Scheitern an der Realität, zurück bleibt Leere.
Die Fassung von Handschuh und Castagnola ist auch musikalisch Neuland, denn der Musiker konfrontiert Offenbachs Komposition mit zeitgenössischen elektronischen Klängen. Dabei trifft Offenbachs opulenter Melodienreichtum auf eine dreidimensionale Raumklang-Architektur Castagnolas. „Die musikalische Neuerzählung ist kein Selbstzweck, sondern verstärkt besonders die erzählerischen Aspekte aus Offenbachs Werk, die wir auch in unserer Fassung herausarbeiten werden“, betont der Regisseur, dessen Arbeiten stets von medialen und inhaltlichen Grenzgängen zwischen Alltäglichem und Kunst, Tradition und neuen Formen bestimmt sind.
Levin Handschuh (geb. 1986) studierte Theater- und Medienwissenschaft, Literatur und Philosophie an der Universität Erlangen, wo er zusammen mit KommilitonInnen die Studiobühne als feste Institution etablierte. Anschließend studierte er an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München Schauspiel- und Musiktheater-Regie unter anderem bei Sebastian Baumgarten. Neben eigenen Arbeiten im Rahmen des Studiums begann in dieser Zeit die Zusammenarbeit mit den KomponistInnen Katharina S. Müller und Samuel Penderbayne, von denen er mehrere Uraufführungen inszenierte. Seit 2014 arbeitet Levin Handschuh als Regieassistent (Musiktheater) am Theater Bremen und etablierte dort das Format „Temporäre Musikalische Zone“, in dessen Rahmen er in ungewöhnlichen Raumkonstellationen Arbeiten zeigte, die von zeitgenössischer Musik und elektroakustischen Experimenten geprägt waren. In der Spielzeit 2015/16 erarbeitete er mit einer Neufassung von Massenets „Don Quichotte“ seine erste größere Produktion mit dem Multimedia-Komponisten Riccardo Castagnola am Theater Bremen.
Riccardo Castagnola (geb. 1988) ist Komponist, Performer und multimedialer Künstler. Er studierte elektronische und instrumentale Komposition am Conservatorio von Bologna sowie an der HfK Bremen. Sein Studium vertiefte er in Workshops mit internationalen Komponisten und Sound Artists. 2015-16 war er Meisterschüler in Zeitmedien an der HfK Bremen (Prof. Jean-Fraçois Guiton), wo er sich der Interaktivität zwischen Klang, Bild und Gestik als Schwerpunkt widmete. Seine Arbeiten fanden internationale Beachtung, unter anderem in Deutschland, Italien, Großbritannien, Frankreich und Griechenland. Er arbeitet zusammen mit unterschiedlichen Projektgruppen im Rahmen der freien Improvisation und szenischen Darstellung, unter anderem am Theater Bremen und der Tempo Reale in Florenz. 2010 - 2013 war er Editor von MusicaElettronica.it, ein italienischer Blog über experimentelle Musik und Kunst. In der Spielzeit 2015/16 erarbeitete zusammen mit Levin Handschuh eine Neufassung von Massenets „Don Quichotte“ am Theater Bremen.
Regisseur Levin Handschuh und Musiker Riccardo Castagnola erarbeiten gemeinsam neue Fassung von Jacques Offenbachs Opernfragment „Hoffmanns Erzählungen“
Regisseur Levin Handschuh und Musiker Riccardo Castagnola denken Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ neu und bringen die von ihnen gemeinsam erstellte neue Fassung des Opernfragments am 9. Februar um 20 Uhr auf die Bühne des Kleinen Hauses. Es agiert ein vierköpfiges Ensemble: Christian-Andreas Engelhardt verkörpert Hoffmann, Pauline Jacob die Figur des Niklausse. Die Partien der von Hoffmann angebeteten Frauenfiguren – des Roboters Olympia, der todkranken Sängerin Antonia, der dämonischen Kurtisane Giulietta – übernimmt Iryna Dziashko, Christoph Heinrich stellt Hoffmanns dämonische Gegenspieler dar.
Regie: Levin Handschuh
Musikalische Leitung: Tommaso Lepore
Musikalische Bearbeitung: Riccardo Castagnola
Bühne: Nanako Oizumi
Kostüme: Sofia Korcinskaja
Dramaturgie: Isabelle Becker, Ingo Gerlach
Mit:
Iryna Dziashko, Christian-Andreas Engelhardt, Christoph Heinrich, Pauline Jacob
Gefördert durch die BREMER THEATERFREUNDE
Weitere Termine unter www.theaterbremen.de