Durch herrschaftliche Willkür um seine Habe gebracht, kämpft der Pferdehändler Kohlhaas auf eigene Rechnung und ohne Rücksicht auf Verluste gegen die Mächtigen an. Nachdem er wiederholt scheitert, seine Forderung juristisch durchzusetzen, entledigt er sich aller juristischen und gesellschaftlichen Regeln und nimmt das Recht in die eigene Hand. Rigoros in der Wahl seiner Mittel, aber unbeirrbar in seiner Forderung nach Genugtuung löst Kohlhaas eine Kettenreaktion der Gewalt und Zerstörung aus, der seine eigene Familie und schließlich ganze Städte zum Opfer fallen.
Kleist schrieb seine Novelle zu Beginn des 19. Jahrhunderts und lässt darin das Rechtsempfinden der alten Gesellschaft gegen die Philosophie der Aufklärung antreten. In der Figur des Michael Kohlhaas selbst wogt der Kampf der Zivilisation: „Einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit“, verkörpert er die Unvereinbarkeit des Universalen mit dem Ehrempfinden des Einzelnen. Sein Widerstand ist durch und durch individualistisch und beruft sich doch auf das Naturrecht. Kohlhaas wird zum Terrorist und meint, wie alle Terroristen, das Recht auf seiner Seite zu haben. Aber seine Taten widerlegen seine Motive: Er häuft Verbrechen auf Verbrechen. Am Ende erhält er Recht und verliert gleichzeitig seinen Kopf auf dem Henkersblock derselben Gerichtsbarkeit.
Inszenierung: Simon Solberg
Bühne: Maren Greinke
Kostüme: Claudia Irro
Musik: Kriton Klingler
Video: Serafin Bill
Dramaturgie: Stefanie Gottfried
mit Dascha Trautwein; Thorsten Danner, Michael Fuchs, Reinhard Mahlberg, Johannes Schäfer, Matthias Thömmes
die nächste Vorstellungen: 26. Februar // 4., 5., 23. März 2012
Kartentelefon: 0621 – 16 80 150; www.nationaltheater-mannheim.de