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Nationaltheater Mannheim: "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist

Premiere am 25. Februar, 19.00 Uhr, Schauspielhaus. -----

„Fiat iustitia, et pereat mundus“ – „Es ge­schehe Recht, selbst wenn darüber die Welt zugrunde gehen sollte“. Heinrich von Kleists Novelle über einen historischen Fall von Selbst­justiz im 16. Jahrhundert hat nichts von sei­ner Aktualität verloren.

Durch herrschaftliche Willkür um seine Habe gebracht, kämpft der Pferdehändler Kohlhaas auf eigene Rechnung und ohne Rücksicht auf Verluste gegen die Mächtigen an. Nachdem er wiederholt schei­tert, seine Forderung juristisch durchzusetzen, entledigt er sich aller juristischen und gesell­schaftlichen Regeln und nimmt das Recht in die eigene Hand. Rigoros in der Wahl seiner Mittel, aber unbeirrbar in seiner Forderung nach Genugtuung löst Kohlhaas eine Kettenreak­tion der Gewalt und Zerstörung aus, der seine eigene Familie und schließlich ganze Städte zum Opfer fallen.

 

Kleist schrieb seine Novelle zu Beginn des 19. Jahrhunderts und lässt darin das Rechts­empfinden der alten Gesellschaft gegen die Philosophie der Aufklärung antreten. In der Figur des Michael Kohlhaas selbst wogt der Kampf der Zivilisation: „Einer der rechtschaf­fensten zugleich und entsetzlichsten Men­schen seiner Zeit“, verkörpert er die Unverein­barkeit des Universalen mit dem Ehrempfin­den des Einzelnen. Sein Widerstand ist durch und durch individualistisch und beruft sich doch auf das Naturrecht. Kohlhaas wird zum Terrorist und meint, wie alle Terroristen, das Recht auf seiner Seite zu haben. Aber seine Ta­ten widerlegen seine Motive: Er häuft Verbre­chen auf Verbrechen. Am Ende erhält er Recht und verliert gleichzeitig seinen Kopf auf dem Henkersblock derselben Gerichtsbarkeit.

 

Inszenierung: Simon Solberg

Bühne: Maren Greinke

Kostüme: Claudia Irro

Musik: Kriton Klingler

Video: Serafin Bill

Dramaturgie: Stefanie Gottfried

 

mit Dascha Trautwein; Thorsten Danner, Michael Fuchs, Reinhard Mahlberg, Johannes Schäfer, Matthias Thömmes

 

die nächste Vorstellungen: 26. Februar // 4., 5., 23. März 2012

 

Kartentelefon: 0621 – 16 80 150; www.nationaltheater-mannheim.de

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