Die Beuys-Figur ist der intellektuelle Leitfaden des Stücks. Das Geschehen auf der Bühne wird von ihm eingeleitet und kommentiert mit Zitaten seiner Aktionen. So ergibt sich die direkte Konfrontation einer unglaublich energievollen, positiven und witzvollen Haltung mit der geschichtspessimistischen Haltung Büchners.
Der dramaturgische rote Faden ist die innere und äußere Reise des Dichters Büchner/Lenz (hier zu einer Figur zusammen gezogen), der auf seinem Weg Figuren wie den gesellschaftlichen Außenseiter Woyzeck trifft. Anfangs reflektiert er über sie im schriftstellerischen Prozess, auch nimmt er in lustvoll-ironischen Parodien die höfische Gesellschaft aufs Korn. Aber mit zunehmender geistiger Anspannung bekommen seine Figuren ein halluzinatorisches Eigenleben, nach und nach verschwimmen die Grenzen von äußerer und innerer Realität. Verzweifelt rennt der empfindsame Skeptiker der Revolution gegen die Wände der gesellschaftlichen Wirklichkeit.
Beuys erzeugt mit seinen Kommentaren und Aktionen immer wieder Gegenbilder und letztlich eine heilsame Spannung.
Live-Musik, geschrieben und gespielt von Udo Herbst, ergänzt einfühlsam und intensiv die Stimmungen.
Theater en face wurde vor sechs Jahren von Regisseurin Xenia Multmeier gegründet, und arbeitet an den Schnittstellen von Theater und moderner Kunst (letzte Produktion: Andy Warhol).
Udo Herbst ist freischaffender Musiker (Konzertgitarrist, CD-Hörbücher, hatte an den städtischen Bühnen Münster die musikalische Leitung im Black Rider).
Weitere Aufführungen:
3.,4.,11.,12., 22., 24.,25. November
2., 3. Dezember
Kartentel.: 832 44 29.