Dieser groteske Deal zwischen einem Astrologen, einem mächtigen König und einer liebeskundigen Orientalin, der mit den unberechenbaren Manövern eines goldenen Hahns kollidiert, das muss „das reinste Märchen“ sein. Doch der russische Komponist Nikolai Rimski-Korsakow (1844–1908) hat darüber hinaus mit seiner letzten Oper eine witzige Politsatire geschrieben, die auf das revolutionär aufgeladene Russland von 1905 Bezug nimmt.
Der König Dodon ist alt und kampfesmüde. Er muss sich beständig gegen Feinde schützen, ohne zu wissen wie. Deshalb lässt er sich von einem dubiosen Sternengucker einen goldenen Hahn schenken, dessen Krähen ihn vor Gefahren warnen soll. Doch anstatt sich fortan im Gefühl der Sicherheit wiegen zu können, verliert Dodon seine beiden Söhne, verfällt den Reizen der Königin von Schemacha und wird schließlich von dem goldenen Hahn getötet, der mit der schönen Königin verschwindet und das Volk in banger Ungewissheit zurücklässt, wie eine Zukunft ohne Herrscher aussehen soll.
Der Sprengstoff, mit dem Rimski-Korsakow seine Oper auch musikalisch auflud, verhinderte es, dass das Werk noch zu Lebzeiten des Komponisten auf die Bühne gebracht werden konnte. Inzwischen ist unbestritten, dass Rimski-Korsakow und seinem Librettisten Belski damit eine der geistreichsten und musikalisch prallsten Opern des russischen Repertoires geschaffen haben. Ein philosophisches Märchen für Erwachsene, eine groteske Gesellschaftssatire, eine erotische Komödie – vor allem ist „Der goldene Hahn“ ein großer Theaterspaß, ein unverhohlener Angriff auf Dummheit, Bequemlichkeit und eitle Gefallsucht, bei dem es viel zu lachen gibt, auch wenn einem das Lachen gelegentlich im Halse stecken bleiben kann.
Als Regisseur dieser Neuproduktion ist Dmitry Bertman erstmals an der Deutschen Oper am Rhein zu Gast. 1990 gründete er die Moskauer Helikon-Oper, deren unkonventionelle Aufführungen in Moskau und inzwischen auch in aller Welt zu sehen sind.
Das reinste Märchen (Nebyliza w lizach)
Oper in drei Akten nach dem Märchen von Alexander Puschkin
Libretto von Wladimir Iwanowitsch Belski
In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Dauer: ca. 2 ½ Stunden, eine Pause
Empfohlen ab 14 Jahren
Musikalische Leitung Axel Kober
Inszenierung Dmitry Bertman
Bühne und Kostüme Ene-Liis Semper
Choreograf Edvald Smirnov
Regiemitarbeit Ilya Ilin
Licht Thomas C. Hase
Chorleitung Christoph Kurig
Dramaturgie Hella Bartnig
König Dodon Boris Statsenko
Prinz Gwidon Corby Welch
Prinz Afron Roman Hoza
General Polkan Sami Luttinen
Amelfa Renée Morloc
Astrologe Cornel Frey
Königin von Schemacha Elena Sancho Pereg
Der goldene Hahn Eva Bodorová
1. Bojar Manjgaladze
2. Bojar Ortwin Rave
Chor der Deutschen Oper am Rhein
Orchester Düsseldorfer Symphoniker