Als Priesterin und Tochter des Druiden Oroveso hat Norma eine Schlüsselrolle im geplanten Aufstand gegen die verhassten Römer. Heimlich jedoch ist sie mit dem römischen Prokonsul Pollione liiert, mit dem sie zwei Kinder hat. Als Pollione sich in die junge Tempeldienerin Adalgisa verliebt, muss Norma eine schicksalsträchtige Entscheidung treffen … Mit „Casta Diva“ weist „Norma“ eine der berühmtesten Sopranarien der Operngeschichte auf, doch die Partitur hat weitaus mehr zu bieten: lyrische Duette, aufpeitschende Chöre, die zu Gewalt und Krieg aufrufen, und gleich eine ganze Reihe überraschender Wendungen in der Handlung, die auch musikalisch unter Hochspannung stehen.
„Die Oper muss die Leute zum Weinen bringen, mit Grauen erfüllen, sie durch Gesang sterben lassen“, schrieb Vincenzo Bellini, jener allzu jung verstorbene Komponist, der mit Rossini und Donizetti die italienische Oper des frühen 19. Jahrhunderts entscheidend prägte. 1801 geboren, kam Bellini durch einen ersten Überraschungserfolg während seines Studiums in den Genuss einer steilen Karriere, deren Höhepunkte „Il pirata“, „I Capuleti e i Montecchi“, „La Sonnambula“ und eben „Norma“ hießen. Letztere beide entstanden 1831 – nur vier Jahre vor dem tragischen frühen Tod des begnadeten Komponisten.
Der renommierte Regisseur Christopher Alden inszenierte „Norma“ als Koproduktion der Opera North in Leeds/Großbritannien und der Theater Chemnitz im Januar 2012. Seine Lesart der Handlung fokussiert den Konflikt zwischen Naturvolk und Stadtmenschen. Angeregt durch Berichte über druidische Glaubensgemeinschaften, die noch um die Zeit der Entstehung von Bellinis Oper in der Gegend um Leeds existierten, lässt er mit Pollione und Flavio zwei Steuereintreiber und Vertreter der Großgrundbesitzer aus der fernen Hauptstadt auftreten, die die Landbevölkerung gehörig unter Druck setzen. Norma als weise Naturfrau stellt für die Landleute die Verbindung zu ihrer Gottheit dar; sie erwarten durch ihren Mund das Signal, um gegen die Unterdrücker aufzubegehren. Dem Opernchor kommt in dieser Oper und namentlich in Aldens Inszenierung die Bedeutung einer großen Hauptrolle zu. Die schwelende Dynamik einer aufgepeitschten Dorfgemeinschaft und Normas tragisches Schicksal gewinnen in diesem Ambiente große Spannungsmomente. Bühnenbildner Charles James Edwards hat hierfür eine große hölzerne Versammlungshalle entworfen, ein Baumstamm symbolisiert die Irminsul, die altargleiche Säule. Sue Willmington kleidete die Figuren in die einfachen, aber sehr wirkungsvollen Gewänder der englischen Landbevölkerung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit Annemarie Kremer kommt die Originaldarstellerin der Norma aus Leeds mit nach Chemnitz, die zudem eine der gefragtesten Sängerdarstellerinnen ihrer Generationen an großen europäischen Opernhäusern ist. Aldens Produktion wurde in Leeds einhellig bejubelt und erlangte den begehrten TMA-Award (Theatrical Management Association) als erfolgreichste Opernproduktion in Großbritannien 2012.
Libretto von Felice Romani
(Aufführung in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln)
Musikalische Leitung: Felix Bender
Inszenierung: Christopher Alden
Bühne: Charles James Edwards
Kostüme: Sue Willmington
mit: Timothy Richards (Pollione), Annemarie Kremer (Norma), Tiina Penttinen (Adalgisa), Kouta Räsänen (Oroveso), Andrea Jörg (Klotilde), André Riemer (Flavio)
Kooperation mit der Opera North in Leeds/Großbritannien