Stücken von George Balanchine, dem Grossmeister der Neoklassik, sowie von William Forsythe und Jiří Kylián, beide wichtige Erneuerer der Kunstform Tanz in den letzten Jahrzehnten, steht eine Uraufführung gegenüber: Heinz Spoerlis Beschäftigung mit Dvořáks «Amerikanischem Streichquartett», gespielt von Mitgliedern des Zürcher Opernorchesters.
Ein hohes Mass an Virtuosität und synchroner Präzision verlangt William Forsythe den fünf Tänzern in den atemberaubend schnellen Schrittfolgen, Drehungen und Sprüngen seines Stücks «The Vertiginous Thrill of Exactitude» auf die Musik Schuberts, dessen Finalsatz aus der Grossen C-Dur-Sinfonie dazu erklingt, ab. Augenzwinkernd treibt der amerikanische Choreograf, der durch seine 20 Jahre lange Arbeit als Leiter des Balletts Frankfurt bekannt wurde, den klassischen Tanz hier buchstäblich auf die Spitze.
Jiří Kyliáns Stück «27’52’’» ist von suggestiver Wirkung und entstand 2002 zu den elektronischen Klängen des deutschen Komponisten Dirk Haubrich. Das Duo daraus wird, ebenso wie das Ballett von Forsythe, erstmals vom Zürcher Ballett getanzt. Ein Psychogramm von beklemmender Intensität wird hier mit tänzerischen Mitteln auf die Bühne gebracht, innere Seelenzustände in schonungsloser Nacktheit nach aussen gestülpt. Eigenwillig sind die Bewegungen, die der tschechische Choreograf, dessen künstlerischer Weg eng mit dem Nederlands Dans Theater in Den Haag verbunden ist, dazu erfindet.
Ausserdem gibt es eine Wiederbegegnung mit Igor Strawinskys «Duo Concertant» für Violine und Klavier, gespielt von Alexey Botvinov und, jeweils alternierend, unseren beiden Konzertmeisterinnen Ada Pesch und Hanna Weinmeister. Das reizvolle Stück, das viel russische Atmosphäre verströmt, hat George Balanchine vor vierzig Jahren kongenial in Tanz übersetzt. Wenn er die beiden Tänzer immer wieder innehalten und der Musik einfach nur zuhören lässt, bringt er damit eine Hommage an die Musik und ihren Komponisten Igor Strawinsky zum Ausdruck.
Abschliessend präsentiert Heinz Spoerli seine eigene neueste Arbeit. Diesmal hat er sich dem Streichquartett in F-Dur op. 96 von Antonín Dvořák zugewandt, bekannt als das «Amerikanische». Es entstand 1893, während des mehrjährigen Aufenthaltes Dvořáks in Amerika, in dem kleinen Ort Spillville im Mittleren Westen der USA. Darauf spielt auch der Titel an, den Heinz Spoerli dem Werk verliehen hat. In dieser von tschechischen Auswanderern gegründeten Ortschaft fühlte sich Dvořák einerseits an seine ferne, böhmische Heimat erinnert und begegnete andererseits der Musik der einheimischen Indianer, deren Rhythmen er in seinem Streichquartett ebenso verarbeitet wie schon in der Sinfonie «Aus der Neuen Welt», die er kurz zuvor komponiert hatte. Heinz Spoerli folgt in seinem Ballett «In Spillville» ganz dem Fluss dieser beschwingten Musik.
Musik von Schubert/Strawinsky/Haubrich/Dvorák
Choreographie
William Forsythe, George Balanchine, Jiri Kylian, Heinz Spoerli
George Balanchine, Jiri Kylian, Florian Etti, William Forsythe
Kostüme
Stephen Galloway, Heinz Spoerli, Joke Visser, George Balanchine
Lichtgestaltung
Martin Gebhardt, Kees Tjebbes
The Vertiginous Thrill of Exactitude
Ballett von William Forsythe
Musik: Grosse Sinfonie in C-Dur D 944 (4. Satz) von Franz Schubert
Uraufführung 20. Januar 1996, Ballett Frankfurt
Zum ersten Mal am Opernhaus Zürich
Choreografie, Bühnenbild und Lichtgestaltung William Forsythe
Kostüme Stephen Galloway
Duo Concertant
Ballett von George Balanchine
Musik: Duo concertant für Violine und Klavier von Igor Strawinsky
Uraufführung: 22. Juni 1972, New York State Theatre
Choreografie George Balanchine
© The George Balanchine Trust
Duo aus 27’52’’
Jiří Kylián
Musik von Dirk Haubrich, Uraufführung (des ganzen Stücks): 21. Februar 2002, Nederlands Dans Theater II, Den Haag.
Zum ersten Mal am Opernhaus Zürich
Choreografie und Bühnenbild Jirĭ Kylián
Kostüme Joke Visser
Lichtgestaltung Kees Tjebbes
In Spillville
Ballett von Heinz Spoerli, choreografische Uraufführung
Musik: «Amerikanisches» Streichquartett Nr. 12 in F-Dur op. 96
von Antonín Dvořák
Choreografie, Kostüme Heinz Spoerli
Bühnenbild Florian Etti
Lichtgestaltung Martin Gebhardt
Es tanzt das Zürcher Ballett
Weitere Spieldaten:
So, 04.09.2011 Sa, 10.09.2011 So, 23.10.2011 So, 20.11.2011 Mi, 23.11.2011 Sa, 26.11.2011 So, 27.11.2011 Fr, 02.12.2011 Do, 08.12.2011 So, 18.12.2011 Do, 19.01.2012 Mi, 25.01.2012 So, 29.01.2012 Di, 31.01.2012 Fr, 04.05.2012 So, 24.06.2012