Nach deren Tod verliebt er sich in die moskowitische Prinzessin Sascha, doch diese verlässt ihn schmählich und Orlando fällt in einen siebentägigen Schlaf. Wieder erwacht, lebt er viele Jahre zurückgezogen und widmet sich der Poesie.
Doch der Schriftsteller Nick Greene verhöhnt Orlandos poetische Versuche und dieser beschließt, nie mehr zu schreiben und das Land zu verlassen. Unter König Charles II. wird Orlando als Gesandter nach Konstantinopel geschickt, fällt mitten im türkischen Aufstand wieder in einen sieben Tage andauernden Schlaf, aus dem er als Frau erwacht.
Die weibliche Orlando kehrt nach England zurück, sucht Abenteuer und Gesellschaft und muss sich mit dem Hochmut der Geistreichen des 18. Jahrhunderts auseinandersetzen. Schließlich lernt sie einen Abenteurer kennen, verliebt sich und heiratet ihn. In trauter Zweisamkeit verbringen sie das 19. Jahrhundert.
In der Gegenwart wird Orlando auf einen Schlag mit den verschiedenen Identitäten als Mann und Frau konfrontiert und versucht diese zahlreichen Persönlichkeiten in Einklang zu bringen.
Virginia Woolf beschrieb den 1928 erschienen Roman als humorvolle und leicht zu lesende Lektüre, die sie schnell verfasst habe. Sie widmet ihn ihrer Geliebten Vita Sackville-West, mit der sie zuvor einen gemeinsamen Urlaub verbrachte und die auch die Vorlage für die Hauptfigur war. Der feministische Inhalt des Romans steht durch die homosexuelle Beziehung Woolfs zu Sackville-West in vielen Interpretationen im Vordergrund. Die Rollenbilder der jeweiligen Zeit werden besonders durch die Umkehrung von Klischeevorstellungen hervorgehoben: der männliche Orlando ist eher passiv und weich, die weibliche Orlando selbstbewusst, wissbegierig und mutig.
Dennoch muss sich die Figur niemals vollständig dem Diktat der Epoche unterwerfen. Woolf lässt
Orlando vielmehr die Erfahrung, mehrere Identitäten zu haben, spielerisch ausprobieren.
"Wer also? Was also" fragt sich Orlando in der Gegenwart und der Biograph sagt: "Denn sie hatte eine solch große Vielzahl an Ichs, […] zu viele, um ihnen ausreichend Raum zu geben, weil eine Biographie schon als vollständig gilt, wenn nur sechs oder sieben Ichs betrachtet werden, obwohl ein Mensch durchaus über Tausende haben kann."
Biograph, Orlando und viele weitere Personen:
Katrin Wunderlich
Textbearbeitung und Regie:
Jana Jeworreck
theater
VIEL LÄRM UM NICHTS in der Pasinger Fabrik, August–Exter-Str.1 | direkt am S-Bahnhof
Kasse: an Spieltagen ab 17.30 | Telefon: 834 20 14
Karten online: www.theaterviellaermumnichts.de
Eintritt ORLANDO: 16.-; ermäßigt 10.-