Der Orpheus-Mythos entmystifiziert! Das Violinenspiel von Orpheus bedeutet für Eurydike nur noch eine Lärmbelästigung. Sexuell in ihrer Ehe frustriert sucht sie vielmehr Abwechslung in der Götterwelt. Glücklicherweise wird sie vom Gott der Unterwelt Pluto in selbige entführt. Nur auf Drängen der Öffentlichen Meinung folgt Orpheus der Gattin, um sie zu befreien. Wie im Mythos versagt er, wendet sich um und verliert Eurydike endgültig als Bacchantin an die Götterwelt. Bei Offenbach ein glückliches Ende.
Die Offenbachiade „Orpheus in der Unterwelt“ ist eine Parodie auf den Stoff von Orpheus und Eurydike. Sie ist Zeitkritik, damals wie heute. Spielerisch werden die Fundamente der gegenwärtigen Gesellschaft bloßgelegt, so dass diese sich der Natur ihres eigenen Daseins stellen muss. Dabei ist Jacques Offenbach ein Gesamtkunstschaffender. Wie kaum ein anderer hat er Schauspiel, klassische Oper und Schlager miteinander verbunden. In seinen Werken findet man Heiterkeit und Zärtlichkeit, hellen Witz und ursprüngliches Gefühl unmittelbar nebeneinander.
Die Uraufführung von „Orpheus in der Unterwelt“ am 21. September 1858 in Offenbachs eigenem Theater, den Bouffes-Parisiens, war ein Misserfolg. Dennoch war der „Orpheus“ mit 228 sich anschließenden Aufführungen Offenbachs erster großer Erfolg. Nur wegen der Erschöpfung der Künstler machte man eine Pause. Auch heute noch ist es ein Vergnügen, den Erfindungsreichtum und den Witz der Offenbachschen Musik zu erleben.