ORPHEUS STEIGT HERAB (1957) ist die Neufassung eines der ersten abendfüllenden Stücke von Tennessee Williams – BATTLE OF ANGELS (1940) – das zunächst keinen Erfolg hatte, aber den Autor nicht mehr los ließ:
Wie Orpheus in den Hades steigt der junge Val mit seiner Gitarre in eine amerikanische Kleinstadt im Süden Amerikas herab. Bei den engstirnigen und boshaften Bewohnern der Kleinstadt sorgt das Auftauchen des Fremden für Aufregung. Er provoziert die Fantasie der Frauen und damit den Neid und den Hass ihrer Männer. Arbeit findet Val, der sein wildes Leben ruhiger gestalten will, bei Lady Torrance, die zusammen mit ihrem alten und schwerkranken Mann Jabe einen Gemischtwarenladen betreibt. Lady ist die nicht mehr ganz junge Tochter eines italienischen Einwanderers, die an ihrer Ehe und ihrer Vergangenheit leidet. Vor Jahren musste sie mit ansehen, wie ihr Vater ums
Leben kam, als sein Gartenlokal niedergefackelt wurde. Niemand half, alle warenfroh, dass das Lokal – ein freizügiger Treffpunkt für Verliebte – wieder verschwand. Zwischen Val und Lady, die ihr ödes Leben wilder gestalten will, kommt es zu einer leidenschaftlichen Affäre.
Williams Parabel über die Folgen von religiösem und moralischen Fanatismus ist sein vielleicht politischstes Stück. Es beschreibt eine intolerante
Gesellschaft, in der die Liebe keinen Platz hat — Amerika als Unterwelt,
bevölkert von seelisch Toten, die wie Zombies darauf aus sind, die letzten
Lebenden zu ihresgleichen zu machen.
Die Uraufführung von ORPHEUS STEIGT HERAB (Orpheus Descending) fand im März 1957 durchHarald Clurman am Martin Beck Theatre in New York statt, die deutschsprachige Erstaufführung in der Regie von Leo Mittler erfolgte bereits im September desselben Jahres am Schauspielhaus Düsseldorf. 1959 verfilmte Sidney Lumet das Theaterstück mit Anna Magnani und Marlon Brando in den Hauptrollen unter dem Titel DER MANN IN DER SCHLANGENHAUT (The Fugitive Kind).
Karten: 0541/76 000 76
Internet: www.theater.osnabrueck.de