Das ist die Wahrheit, die ihm ein DNA-Test gebracht hat, und es gibt an dieser Wahrheit nichts mehr zu verhandeln, es gibt keinen Spielraum des Zweifels mehr.
Mit diesem Faktum beginnt das neue Stück von Lukas Bärfuss. Die dadurch ausgelöste Erosion einer Familie, die nur zu Teilen Verständnis für die existentielle Verunsicherung des Gehörnten zeigt, protokolliert Bärfuss mit phänomenologischem, erkenntnistheoretischem Interesse und nicht ohne die Komik, die daraus erwächst.
Er greift in "Die Probe" eines der großen Sujets der Weltliteratur auf, die Suche nach dem Vater, und betrachtet es in unserer Zeit. Er beobachtet die Strategien der Bewältigungdieser neu gewährleisteten Eindeutigkeit, die dem modernen Menschen nun letztlich auch noch seinen letzten Glaubensartikel, die Idee der persönlichen Freiheit und Selbstbestimmung, nimmt.
Das entlarvte Kuckuckskind erweist sich als Lackmustest unserer Vorstellungen von familiären Bindungen und ihren Bedingungen und stellt unser gesellschaftliches Wertesystem überraschend in Frage, nachhaltiger, als man zunächst meinen mag.
Der 1971 im Schweizerischen Thun geborene Lukas Bärfuss gehört zuden erfolgreichsten deutschsprachigen Dramatikern, nicht zuletzt, weil es ihm gelingt, auf der Bühne gesellschaftliche Realitäten in eine ethische Recherche zu übersetzen. 2003 wurde er mit "Die sexuellen Neurosen unserer Eltern" zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gekürt. Zwei Jahre später erhielt sein Drama "Der Bus", das als österreichische Erstaufführung im Akademietheater zu sehen war, sowohl bei den Mülheimer Theatertagen als auch in der alljährlichen Kritikerumfrage der Zeitschrift "Theaterheute" das Prädikat "Stück des Jahres".
Regie: Nicolas Brieger
Bühne: Raimund Bauer
Kostüme: Andrea Schmidt-Futterer
Licht: Felix Dreyer
Dramaturgie: Judith Gerstenberg