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Österreichische Erstaufführung: DIE TORE VON JERUSALEM von Bronius Kutavičius im Salzburger Landestheater

Premiere Fr, 19. Mai 2017, 19.30 Uhr / Kollegienkirche. -----

Die Musik von Bronius Kutavičius ist stark in der Geschichte und Mythologie seiner litauischen Heimat verwurzelt. In seinem Hauptwerk »Die Tore von Jerusalem« weitet der Komponist den Blick vor allem auf außereuropäische Kulturen. Denn wo auf der Welt laufen so viele verschiedene Religionen und gesellschaftliche Schichten zusammen wie in der Stadt Jerusalem?

Die historische Altstadt Jerusalems ist umgeben von Wällen, die der türkische Sultan Suleiman der Prächtige zwischen 1536 und 1541 aus den Resten früherer Stadtmauern errichtete. Durch diese Zugänge kamen und gingen die Menschen, eroberten die Stadt und betrieben Jahrtausende lang Handel. Diese zwölf Stadttore, von denen jeweils drei in eine der vier Himmelsrichtungen weisen, erklingen in Kutavičius’ Oratorium auf der Textbasis der Offenbarung 21,9 - 21,13 analog dazu in vier Sätzen.

Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen mit den sieben letzten Plagen getragen hatten. Er sagte zu mir: Komm, ich will dir die Braut zeigen, die Frau des Lammes. Da entrückte er mich in der Verzückung auf einen großen, hohen Berg und zeigte mir die Heilige Stadt Jerusalem, wie sie von Gott her aus dem Himmel herabkam, erfüllt von der Herrlichkeit Gottes. Sie glänzte wie ein kostbarer Edelstein, wie ein kristallklarer Jaspis. Die Stadt hat eine große und hohe Mauer mit zwölf Toren und zwölf Engeln darauf. Auf die Tore sind Namen geschrieben: die Namen der zwölf Stämme der Söhne Israels. Im Osten hat die Stadt drei Tore und im Norden drei Tore und im Süden drei Tore und im Westen drei Tore. (Offenbarung 21,9 - 21,13, Einheitsübersetzung)

Zu Beginn ertönen im ersten Satz die »Osttore«, in denen der Komponist die japanische Gagaku-Musik paraphrasiert, woraufhin die »Nordtore«, in Anlehnung an yakutische Schamanenbräuche und karelische Riten, folgen. Im Anschluss erklingen afrikanische Klänge in den »Südtoren« bis die »Westtore«, basierend auf christlicher Kirchenmusik und dem kanonischen Text »Stabat Mater«, den Abschluss bilden.

Das Oratorium „Die Tore von Jerusalem“ wird in der wunderschönen, weißen Salzburger Kollegienkirche erklingen, die architektonisch tatsachlich Jerusalem nachempfunden ist.

Bronius Kutavičius (*1932) ist seit den 1980er Jahren eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten in der Musikkultur Litauens. Er erprobte viele avantgardistische Techniken der Nachkriegszeit und arbeitete mit Parametern wie Klangfarbe und Raumklang. Kutavičius gilt als Vorreiter des litauischen Minimalismus, in dem er den sogenannten »Heidenminimalismus« mit seinen vielen Wiederholungen und seinem rituellen Charakter aus den archaischen Formen der folkloristischen Musik Litauens ableitet.

Für den Ausklang ihrer Zeit am Salzburger Landestheater wählt Mirga Gražinytė-Tyla einen Komponisten ihrer Heimat. Die szenische Umsetzung verantwortet die ebenfalls aus Litauen stammende Regisseurin und Choreographin Birutė Mar, die Ausstattung übernimmt die litauische Künstlerin Indrė Pačėsaitė. Gemeinsam mit dem Chor des Salzburger Landestheaters, dem Salzburger Festspiel und Theater Kinderchor und dem Mozarteumorchester Salzburg werden »Die Tore von Jerusalem« in der Kollegienkirche musikalisch zum Leben erweckt.

In Kooperation mit der Kollegienkirche

Halbszenisches Oratorium

In litauischer, lateinischer und altkarelischer Sprache

Musikalische Leitung Mirga Gražinytė-Tyla

Szenische Einrichtung Birutė Mar

Kostüme Indrė Pačėsaitė

Chorein­studierung Stefan Müller

Musikalische Einstudierung und Leitung des Kinderchors Wolfgang Götz

Dramaturgie Tamara Yasmin Bauer

Chor Chor des Salzburger Landestheaters

Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor

Orchester Mozarteumorchester Salzburg

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