Der togolesische Autor erhält den mit 2000 Euro dotierten und erstmals vergebenen Preis für sein Stück „Die Aleppo-Beule“, das im Rahmen des Festivals in einer Werkstattinzenierung vorgestellt wurde.
Die fünfköpfige Publikumsjury begründete ihre Entscheidung folgendermaßen:
„Gustave Akakpo führt uns eine Generation vor, die längst in transkulturellen Räumen lebt und hybride Lebensformen entwickelt hat; eine Generation, die sich nicht länger festlegen lassen will auf eindeutige Zuordnungen. Dem Streben nach Eindeutigkeit setzt er die Vermischung als Prinzip und Zukunftschance entgegen. Akakpo überwindet kulturalistische Zuschreibungen und zeigt, wie sehr es zu differenzieren gilt. Sein Held ist ein Grenzgänger, der sich schon längst auf einem dritten Weg befindet. Staunend lässt er uns zurück, während wir noch Mühe haben, uns aus unserem gewohnten Schwarz-Weiß-Denken zu lösen.
Die konkrete lokale Kulisse dient als Folie, vor der Akakpo Fragestellungen entfaltet – das Sterben von Sprachen, politische Unterdrückung, Moralismus, Rassismus -, die er auf ihren universellen Kern zuspitzt. Er führt uns gekonnt weg von der Perspektive des Europäers, der es gewohnt ist, von seinem vermeintlich sicheren westlichen Standpunkt aus die Welt in den Blick zu nehmen. Der Autor entwickelt und verflicht die Erzählstränge sehr feinsinnig und elegant. Sprachwitz und komische Dialoge geben dem tiefgründigen Stück immer wieder eine angenehme Leichtigkeit.“
Dagmar Schlingmann, Generalintendantin des SST, Frank Johannsen, Wellenchef von SR2 KulturRadio, und Rolf Petzold, Vorstand des Vereins der Freunde des Saarländischen Staatstheaters, überreichten den Preis, der vom Saarländischen Rundfunk und vom Saarländischen Staatstheater mit
freundlicher Unterstützung des Vereins der Freunde des Saarländischen
Staatstheaters gestiftet wurde.
Das Festival „Primeurs“ präsentiert deutsche Erstaufführungen frankophoner Gegenwartsdramatik von jungen Autoren aus aller Welt in Lesungen, Werkstattinszenierungen und einem Live-Hörspiel. Es fand vom 23. bis 26. Oktober 2008 in zweiter Auflage (nach der Premiere im September 2007) statt und ist eine Kooperation von SR2 KulturRadio, Le Carreau, scène nationale de Forbach et de l’est mosellan, Institut Français und Saarländischem Staatstheater. Mit freundlicher Unterstützung der Vertretung der Regierung von Québec.
Gustav Akakpos prämiertes Stück „Die Aleppo-Beule“ (Habbat Alep) wird
am 18. und 19. November vom Theater Le Carreau, scène nationale de
Forbach et de l’est mosellan, in einer Inszenierung von Balazs Gera im
Hôtel de Ville in Sarreguemines (F) in französischer Sprache
präsentiert.