Ach, wie war die Märchenzeit doch gülden: Starke Helden befreien Menschen in der Not, holde Prinzen erwählen sich zarte Prinzessinnen, und der Jäger sorgt für Ordnung im Wald. Geschichten dieser idyllischen Zeit hören wir nur allzu gerne, und es ist nicht nur das Happy End, bei dem das Gute über das Böse siegt, das den Erfolg der Märchen ausmacht: Es sind die einprägsamen Geschichten mit klar konturierten Figuren, die unsere Sehnsucht nach Harmonie stillen. Dass diese Erzählungen gleichzeitig
Rollenbilder formen, die das Verhältnis zwischen Mann und Frau abbilden oder auch Normen für Schön und Hässlich festlegen, nehmen wir nur allzu oft bedenkenlos hin.
Elfriede Jelinek entblößt nun diese Strukturen, wenn sie – in den ersten beiden der insgesamt fünf Stücke umfassenden Prinzessinnendramen – die zentralen Begegnungen neu erzählt: Schneewittchen trifft auf der Suche nach den 7 Zwergen zwar auf den Jäger, und Dornröschen – gerade wachgeküsst – auf ihren Prinzen. Doch alles Märchenhafte ist diesen Begegnungen ausgetrieben: Schneewittchen debattiert mit dem Jäger über Schönheit, Wahrheit und Tod, Dornröschen mit dem Prinzen über Identität, Ewigkeit und das Gefühl, (wie) Gott zu sein. Und allen Figuren ist dabei stets klar, dass sie damit leben müssen, bestimmte Erwartungen zu erfüllen; dass die Welt ein Bild von ihnen hat und sie schauen müssen, wie sie diesem Bild Leben einhauchen.
In der für sie typischen, ebenso bildhaften wie assoziationsreichen Sprache verfremdet Elfriede Jelinek so die bekannten Märchenfiguren bis zur Kenntlichkeit, und wir ZuseherInnen blicken diesen Archetypen in die waidwunde Seele. Nur, um zu erkennen, wie nahe wir ihnen noch immer sind.
INSZENIERUNG
Elke Hartmann
BÜHNE & KOSTÜME
Katharina Ganner |
MIT
Schneewittchen ........................... Antje Weiser
Dornröschen ............................... Eleonore Bürcher
Jäger, 7 Zwerge, Prinz .................. Timo Senff
WEITERE VORSTELLUNGEN
November: 22., 30. (jeweils 20.00 Uhr)
Dezember: 3., 10., 18., 27. (jeweils 20.00 Uhr)
Januar: 3., 7., 15. (jeweils 20.00 Uhr)
Februar: 8. (jeweils 20.00 Uhr)