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Richard Wagner: Der Ring des Nibelungen - „Das Rheingold“ im Landestheater Detmold

Premiere: Samstag, 31. Mai 2008, 19:30 Uhr

Das Landestheater Detmold schmiedet erstmals in seiner langen Theatergeschichte Wagners „Ring“. Initialzündung für dieses Vorhaben ist das Varus-Jahr 2009, in dem sich Stadt und Region mit der Rezeptionsgeschichte des deutschen Mythos auseinandersetzen.

Mit der „Walküre“ gelang dem Landestheater Detmold in der Spielzeit 2006/2007 ein fulminanter in der Fachpresse umjubelter Einstieg in in die „Ring“-Tetralogie. In den nächsten Spielzeiten folgen Inszenierungen von “Siegfried“ und der „Götterdämmerung“, um den Zyklus zu komplettieren, der vom 3. bis 10. Oktober 2009 in seiner Gänze in Detmold erstmals aufgeführt wird.

Die Detmolder Inszenierung des Rings spannt einen weiten historischen Bogen und siedelt die vier historischen Abende an geschichtlich wichtigen Punkten der Menschheitsentwicklung an. Im Zentrum steht die Entfremdung des Menschen von der Natur. Wagner greift auf einen Fundus an mythologischen Motiven zurück, verknüpft das Schicksal von Menschen, Göttern und Fabelwesen, lässt aber nie Zweifel daran, dass seine eigene Zeit gemeint ist mit ihren dramatischen gesellschaftlichen Umbrüchen.

Zu Beginn der Tetralogie ist die Welt mit sich im Reinen. In dieser Welt gibt es zwei Möglichkeiten, Macht zu erlangen: Einerseits durch Gesetz und Gesetzgebung und andererseits durch Kapital und Gewalt. Mit dem Einsatz dieser Mittel wird das Idyll jedoch zerstört. Die Protagonisten des Machtkampfes sind Wotan und Alberich: Wotan greift in die Natur ein, er schnitzt sich aus der Weltesche seinen Gesetzesstab, Alberich verleugnet die Liebe, um aus dem Gold des Rheines den Ring schmieden zu können, der absolute Herrschaft verleiht. Im Kampf um den Ring verletzt Wotan seine eigenen Gesetze und leitet damit seinen Untergang ein. Der Kampf um die Macht geht bis zum bitteren Ende.

Als szenische Klammer beherrscht die Weltesche Ygdrasil das Bühnenbild, Sinnbild für die Natur, die im Laufe des Rings immer weiter eingemauert wird und abstirbt. Spielte „Die Walküre“ als Kriegsstück im ersten Weltkrieg, stellt „Das Rheingold“ als Exposition der Ring-Tetralogie zunächst noch einen Punkt der vermeintlichen Unschuld dar. Hier werden die Grundlagen gelegt für die Geschichte des Untergangs der Götterwelt und mit ihm der Entfremdung des Menschen.

Die Inszenierung siedelt die Geschehnisse der Götterfamilie daher im Rokoko an, kurz vor der französischen Revolution, dem Moment in der Geschichte, in der das Bürgertum aufbegehrt, kapitalistische über feudale Strukturen die Überhand gewinnen. So wie die Riesen im Rheingold den Lohn für ihre Arbeit fordern, fordert das Bürgertum Macht für seine Schaffung des Mehrwerts.

Wagners mythologischer „Fundus“ stellt einen besonderen Reiz für Metzger und sein Team dar. Die im „Ring“ verwendeten Symbole versteht der Intendant als Requisiten für ein Welttheater, die Wagners Werk zeitlos machen, und dadurch auch für unsere Zeit absolut gültig.

Für die Technik des Landestheaters bedeutet „Das Rheingold“ eine ganz besondere Herausforderung. Die Oper ist von der ersten bis zur letzten Sekunde exakt durchkomponiert, was für den Umbau zwischen den von Wagner „In der Tiefe des Rheins“ und „Freie Gegend auf Bergeshöhen“ betitelten Bildern gerade 3 Minuten Zeit lässt. Da „Der Ring“ auch auf Abstecher gehen wird – die ersten Gastspiele sind schon gebucht – kann die Technik dort, wo Staatstheater Dreh- und Hebebühnen in Bewegung setzen, nur auf einfachste Mittel zurückgreifen.

Musikalische Leitung: Erich Wächter

Inszenierung: Kay Metzger

Ausstattung: Petra Mollérus

Ermöglicht wird der Detmolder „Ring“ durch die Unterstützung der Kulturstiftung NRW, der Sparkasse Detmold und des Theaterfördervereins.

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