Rigoletto erkennt zu spät, dass seine Rache die Tochter getroffen hat. „Armer alter Vater“ möchte man denken. Doch Regisseur Michael Heinicke zeichnet die Figuren vielseitiger. Hat nicht Rigoletto selbst das Schicksal herausgefordert? Und ist Gilda wirklich nicht mehr als eine der vielen Eroberungen des Herzogs?
Ende der 1840er Jahre muss Giuseppe Verdi das Drama „Le Roi s’amuse“ von Victor Hugo als Opernvorlage in Betracht gezogen haben. Laut einem Brief aus dem Herbst 1849 war zunächst eine entsprechende Oper für das Opernhaus in Neapel geplant, aus diesem Projekt wurde jedoch nichts.
Als das Teatro La Fenice in Venedig sich wegen der Karnevalsoper für das Jahr 1851 an Verdi wandte, schlug der den Hugo-Stoff vor und beauftragte Francesco Maria Piave, aus dem Versdrama ein Opernlibretto herzustellen. Piave hatte seit der „Ernani“, also seit Anfang der 1840er Jahre mit Verdi zusammengearbeitet, er hatte auch gute Kontakte zur Zensurbehörde. Immerhin hatte schon die Aufführung des Originals in Frankreich zum Skandal geführt.
Venedig gehörte seit dem Wiener Kongress zum habsburgischen Österreich, Aufstände in den Jahren 1848/49 waren niedergeschlagen worden. Entsprechend scharf war die Zensur. Ein untreuer König und ein buckliger Mensch auf der Bühne waren zu viel: relativ kurzfristig erging Ende November 1850 ein Verbot des Gouverneurs von Venedig gegen die geplante Aufführung. Piave lieferte ein neues Libretto: Aus dem Titel „La maledizione“ wurde „Il duca di Vendome“, aus dem „König“ damit ein „Herzog“, aus dem Buckligen ein ungezeichneter Hofnarr. Verdi protestierte energisch: Durch die Behinderung der eigentlichen Hauptfigur erschien ihm die Tragik größer, und mit einem Herzog wollte er sich ebenso wenig zufrieden geben. Alles in allem war Verdi die neue Version zu weit entfernt vom Drama Victor Hugos.
Ein Kompromiss wurde gefunden: Die Handlung wurde nach Mantua verlegt, der Herzog behielt seinen Status. Rigoletto bekam seinen Buckel wieder – und die Oper seinen Namen als Titel.
Am 5. Februar 1851 war Giuseppe Verdi mit den Skizzen fertig, die erste Probe fand am 19. Februar statt. Uraufgeführt wurde der „Rigoletto“ am 11. März 1851. Zwar wurde die Oper in den folgenden 10 Jahren an etwa 250 Opernhäusern weltweit gezeigt – darunter in St. Petersburg, Tiflis, Alexandria, Boston, Port-au-Prince, Buenos Aires und San Francisco. Im Druck erschien der „Rigoletto“ jedoch erst 1857. Victor Hugo strengte einen Urheberrechtsstreit an, konnte seine Bewunderung für Verdis Arbeit schließlich aber doch nicht verhehlen.
(Aufführung in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln)
Musikalische Leitung: Reinhard Petersen
Inszenierung: Michael Heinicke
Bühne und Kostüme: Peter Sykora
Besetzung: Alexandru Badea (Herzog von Mantua), Heiko Trinsinger (Rigoletto), Guibee Yang (Gilda), Kouta Räsänen (Graf von Monterone / Sparafucile), Tiina Penttinen (Maddalena), Andreas Kindschuh (Graf von Ceprano), Martin Gäbler (Marullo), André Riemer (Borsa), Monika Straube (Giovanna)
Tänzerinnen und Tänzer des Balletts Chemnitz, Herren des Opernchores, Robert-Schumann-Philharmonie