Rossinis 1829 in Paris uraufgeführte, letzte Oper "Wilhelm Tell" entstand in einer politischen Epoche, in der Themen wie Freiheit, Kampf gegen Unterdrückung und Bildung von unabhängigen Nationalstaaten die öffentliche Debatte prägten. So lag es nahe, dass der italienische Komponist den Mythos um den Schweizer Nationalhelden in Anlehnung an Schillers 1804 uraufgeführtes Drama als Sujet wählte. Anders als bei Schiller ist bei ihm Wilhelm Tell allerdings von Anfang an Haupt und treibende Kraft der Verschwörung gegen die Habsburger Besatzungsmacht, die im Aufstand und der letztendlichen Befreiung der Schweizer gipfelt. Innerhalb des Freiheitskampfes bildet bei Rossini neben Rütli-Schwur, Apfelschuss und der Tötung des Landvogts Geßler die Liebesgeschichte zwischen dem Schweizer Arnold und der habsburgischen Prinzessin Mathilde einen Schwerpunkt der Opernhandlung.
Grandiose Chor-Tableaus wechseln sich in "Wilhelm Tell" mit wundervollen Belcanto-Arien, Duetten und Ensembles ab. Dabei verschafft Rossini auf geniale Weise der Alpenkulisse des Stoffes Eingang in seine Partitur, die nach schweizerischen Bergwiesen geradezu duftet. Nicht zuletzt die Verwendung von Motiven schweizerischer 'Volksmusik', u.a. von ihm bearbeitete Fragmente traditioneller Hirtengesänge, die so genannten Kühreihen, geben seiner Oper ein spezifisches musikalisches Kolorit. Die berühmte Ouvertüre mit ihrer Landschaftsschilderung, der Naturatmosphäre inklusive Gewittermusik und dem mitreißenden Galopp gehört zu den bekanntesten und meist zitierten Melodien des Musiktheaterrepertoires.
Für die Inszenierung von Andreas Baesler, die in Gelsenkirchen 2005 Premiere feierte und nun mit dem Weimarer Ensemble auf die Bühne des DNT kommt, entwarf der Schweizer Kaspar Zwimpfer das Bühnenbild und Gabriele Heimann die Kostüme.
In der Titelpartie ist der Bariton George Gagnidze zu erleben, der im Sommer mit großem Erfolg an der Scala debütierte. Die durch ihre enormen Höhen überaus anspruchsvolle Tenorpartie des Arnold singt Uwe Stickert. Als Mathilde ist Marietta Zumbült zu erleben. Tells Sohn Jemmy gestaltet Heike Porstein und seine Gattin Hedwig gibt in der Premiere Christiane Bassek, die die Partie alternierend mit Christine Hansmann singt. Den Landvogt Geßler verkörpert Hidekazu Tsumaya, der in dieser Partie mit Renatus Mészár doppelt besetzt ist. Daneben sind an diesem Abend Jean-Noel Briend (Rodolphe), Dong-Won Seo (Walter Fürst) Andreas Koch (Melchthal), Piotr Prochera (Leuthold) und Artjom Krotokov (Ruodi)zu erleben. Es singen der Opernchor des Deutschen Nationaltheaters Weimar und der Philharmonische Chor Weimar. Es spielt die Staatskapelle Weimar unter der musikalischen Leitung von Marco Comin.
Weitere Termine: 30.11., 19.30 Uhr; 14.12., 19.30 Uhr; 25.12., 18.00 Uhr; 13.01.08, 16.00 Uhr