Insgesamt gingen bis zum Ablauf der Bewerbungsfrist Anfang April rund 200 Bewerbungen aus allen Teilen der Welt ein, von Kanada bis Indien, von Brasilien bis Lettland. Die Jury (Vasco Boenisch, Matthias Frense, Tamina Theiß, Jana Zipse) war von der Qualität der Einreichungen überzeugt: „Das große Interesse hat uns überwältigt, und auch das Niveau der Bewerbungen war sehr hoch. Die Auswahl fiel uns schwer. Am Ende überzeugten uns die thematischen Zugriffe und das spürbar große Talent der Teams“, so Vasco Boenisch, Dramaturg der Ruhrtriennale. Johan Simons, Intendant der Ruhrtriennale, ist es wichtig, auch junge Nachwuchskünstlerinnen und -künstler zu fördern: „Besonders freut mich, dass die drei ausgewählten Gruppen unterschiedliche Theateransätze verfolgen und für den internationalen Charakter des Festivals stehen. Ich bin sehr neugierig, was wir am Ende auf der Bühne sehen werden.“
Die Uraufführungen sind zu erleben an einem langen Theaterabend, der drei verschiedene Städte und Orte miteinander verbindet. Ein Trip „Unter Welten“ mit der Theatergeneration von morgen.
Unter Welten – Essen
„Triggers and Thresholds – THE BLOGPERA“
Ein Projekt von Jens Maurits Orchestra
Das niederländisch-belgische Künstlerkollektiv Jens Maurits Orchestra arbeitet an der Schnittstelle von Musikkomposition, Installation und Dokumentartheater. Während der Aufführung von „Triggers and Thresholds – THE BLOGPERA“ werden mit einer eigens gebauten 20-Spur-Endlostonband-Maschine Geräusche, Klänge, Text- und Sprachzitate sowie musikalische Neukompositionen verknüpft. Ein Videoblog, in dem Experten den Ursprüngen unserer Musikkultur nachgehen, wird in Form von „Informationsnuggets“ genauso eingespeist wie Reaktionen des Publikums. Eine interaktive Blog-Oper für Zuhörer und Zuschauer, live und on tape.
Unter Welten – Oberhausen
„The Hilariously, Hysterically, Horribly Funny Demons of Fleet Street“
Regie: Johannes Ender
Der junge Regisseur Johannes Ender hat es sich zum Ziel gemacht, zusammen mit seinem Team an einer zeitgemäßen Wiederbelebung des Volkstheaters zu arbeiten. In ihrer Schauspielinszenierung gehen sie dem Tod und dem Lachen auf den Grund. Wortwörtlich: In einem Keller versammeln sie einsame Massenmörder, depressive Kannibalen und verzweifelte Höllenbohrer. Es geht um den Exzess der Komik des Morbiden, um das Lachen über das Sterben und warum es unser einziger Umgang mit dem Tod zu sein scheint. „The Hilariously, Hysterically, Horribly Funny Demons of Fleet Street“ basiert auf viktorianischem Groschenromanhorror sowie einer „Spiegel“-Reportage über russische Ingenieure, die bei Bohrlocharbeiten angeblich auf die christliche Hölle stießen. Kein Witz.
Unter Welten – Mülheim an der Ruhr
„Combina“
Ein Projekt von Shauloff/Stange
Der israelische Theatermacher Nir Shauloff und der deutsche Performer Jan Philipp Stange nahmen 2012 als Studierende am Internationalen Festivalcampus der Ruhrtriennale teil. Ihre Performance „Combina“ nimmt ihren Ausgangspunkt am offiziellen deutsch-israelischen Verhältnis: Das sei in der Überwindung der Vergangenheit so sehr auf Konsens ausgerichtet, dass Zweifel, kritische Fragen oder Fehlschläge unterdrückt würden. Also machen Shauloff/Stange das Theater zum Möglichkeitsraum des Scheiterns. Und dazu Brecht: Dessen kaum bekanntes Dramenfragment „Der Messingkauf“ steht im Zentrum und lässt Schauspieler, Dramaturgen und Bühnenarbeiter auftreten. Ein interkultureller Dialog ohne Scheuklappen, ohne Garantien, ohne Netz und doppelten Boden.
Gefördert durch die Allianz Kulturstiftung.
Eine Produktion der Ruhrtriennale in Kooperation mit Ringlokschuppen Ruhr, Schauspiel Essen, Theater Oberhausen.
Alle Infos
www.ruhrtriennale.de