Seit seiner Uraufführung im Jahr 1953 in Paris hat Samuel Becketts Stück Warten auf Godot einen Siegeszug um die Welt gemacht. Es wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und wird bis heute auf allen Erdteilen gespielt.
Beckett thematisiert in Warten auf Godot die conditio humana in einer Welt, von der sich Gott abgewandt hat, oder in der er niemals existent war. Die beiden Hauptfiguren Wladimir und Estragon treten bei all ihrer Unzulänglichkeit und Lächerlichkeit für menschliche Werte wie Solidarität, Verantwortung und Liebe ein. Sie verkörpern ein menschliches Miteinander, das von gleichberechtigter Partnerschaft geprägt ist.
Sechzig Jahre nach der Uraufführung hat sich die Bewertung des Wartens in einer immer säkularer werdenden Welt verändert. Die christliche Tugend Geduld, als tägliche Einübung auf das lange Warten auf Erlösung, erscheint heute nur für wenige erstrebenswert. Warten-müssen gilt in einer modernen Gesellschaft als organisatorischer Skandal. Das Warten in diesem lakonischen Passionsspiel, in dem die Aussicht auf Erlösung ungewiss geworden ist, mag vielleicht an metaphysischer Bedeutung verloren haben. Und dennoch hat dieses Warten nichts von seiner existenziellen Brisanz eingebüßt. Denn das Ausharren der beiden Männer offenbart eine Erfahrung von innerer und äußerer Not, die überzeitlich auch auf heutige Zuschauer wirkt.
Deutsch von Elmar Tophoven
Inszenierung: Dieter Nelle
Bühne: Susanne Dieringer
Kostüme: Kristopher Kempf
Dramaturgie: Roland Marzinowski
MIT:
Estragon: Georg Zeies
Vladimir: Stefan Maaß a. G.
Lucky: Issaka Zoungrana
Pozzo: Rainer Appel
Ein Junge: N. N.