Bauer Chremylos ist grundehrlich und fleißig und fragt sich und den Himmel, ob er den Sohn nicht lieber die Regeln des Ganoventums lehren solle, auf dass der es mal besser habe. Der Himmel lässt verlautbaren: "Häng dich an den ersten, der dir über den Weg läuft." Der arme Bauer trifft auf einen Schwerst Gebeutelten: Plutos persönlich, den vielfach missbrauchten Gott des Reichtums; des Augenlichts beraubt vom Herrn des Olymp, auf dass der Reichtum nie mehr den Weg finde zu den anständigen Leuten. Bauer Chremylos wittert Morgenluft. Die Welt soll Kopf stehen! Wohlstand soll nur mehr da hin, wo Anstand waltet. Heißt: Herr Plutos muss sehend werden: ab zur Augenkur!
Da stellt Frau Armut in Person sich quer und beschwört den zivilisationsfördernden Aspekt ihrer Existenz: allgemeiner Wohlstand korrumpiere die Moral, Armut sei Kultur-Garant. Das will nun echt keiner hören, die arme Frau kriegt Haue, und der Traum von der gerechten Verteilung irdischer Güter kann wahr werden…
Zu guter Letzt danken dann noch die Götter ab; keiner braucht sie mehr (die braven Armen müssen nicht mehr flehen, und die fiesen Reichen sind eh gottlos). Und doch: dem einen oder andern neuen Reichen steigt der Kies zu Kopfe: Ex-Vermögende werden verprügelt, ein ex-betuchtes altes Fräulein kübelweise mit Häme ü-berschüttet…
Macht Kohle am Ende selbstgerecht? Sind Arme wirklich bessere Menschen als Reiche? Haben Armut und Reichtum einen moralischen Wert? Schließen Ehrlichkeit und Reichtum einander aus? Ist armes Leben sinnerfüllter als reiches? Strengt sich nur an, wer hungrig ist? Geht die Kultur zum Teufel, wenn keiner mehr Not leidet? Was geb ich meinem armen Sohn mit auf den Weg? Werd ein Schwein, Hauptsache Kröten satt? Fragen über Fragen. Und seit 2400 Jahren keine befriedigende Antwort.
"PLUTOS": Eine so phantastische wie drastische Fabel aus dem ollen Griechenland. Oder? Wie wär's mit … München, Untergiesing. Ein armer Schuster; Spezln aus dem Männerheim an der Pilgersheimer; man hockt beim Kiosk an der Wittelsbacher Brücke. Alle reden (und singen) bairisch und hoffen, dass der Heilige des Kleingeldes, der so verehrte wie miss-brauchte SANKT DIREDARE, endlich auch zu ihnen findet…
Aristophanes, der alte Satiriker, der immer mit Lokalbezügen und aktuellen Anspielungen gearbeitet hat, hätte wohl kaum was dagegen. Und Josef Parzefall, der soeben mit seinem leibhaftigen Menschen-Kasperl-Theater im Lustspielhaus Furore macht, hat's angerichtet! Direktemang aus dem Altgriechischen (das kann er nämlich) passend gemacht fürs "boarische Mai".(Dem Vernehmen nach selbstverständ-lich verständlich auch fürs Preußen-Ausländer-Ohr.)
I mächt ja bloß, dass olle Leit,
die ehrlich und bescheiden sand, und die wos taugn,
entsprechend reich werdn solln.
Aristophanes, circa 445 bis circa 385 (v. u. Z.) war der erste große Komödienautor des Abendlandes. Er schrieb circa 45 Stücke, von denen (exakt) 11 überlebt haben. Über sein Leben ist wenig bekannt. Seine Komödien würde man nach heutigem Verständnis eher als Satiren oder Grotesken bezeichnen, mit reichlich parodistisch-kabarettistischen Einlagen.
Aristophanes war ein 'Wertkonservativer': Freund der Aristokratie, Gegner von Demokratie und 'Aufklärung'. Er beschwört die Ideale der großen griechischen Vergangenheit und mokiert sich über die politische Führung wie über die künstlerische und philosophische 'Avantgarde' seiner Zeit: der Tragödiendichter Euripides ist ein prominentes Opfer, ebenso der Freund von Weisheit und Dialektik, Sokrates (Platon zufolge war Aristophanes' Stück DIE WOLKEN indirekt mitschuldig an Sokrates' Verurteilung zum Tode). Der Beifall der Menge war ihm sicher.
DEZENZ IST SCHWÄCHE – könnte als Motto über seinen Werken (und ihrer damaligen Aufführungspraxis) stehen… Für seine Werke erhielt Aristophanes bei den LENÄEN und DIONYSIEN (Festspiele zu Ehren des Gottes Dionysos) hohe Auszeichnungen: man weiß von drei ersten und drei zweiten Plätzen.
PLUTOS ist seine letzte erhaltene Komödie; uraufgeführt wurde sie 388 v. u. Z.
Mit
Fredl Helm l Johannes Berg l Claus Steigenberger l Karin Neumayr l Herbert Frei
Florian Burgmaier & Special Guest
Regie Josef Parzefall
Assistenz Anton Frank
Kostüm Ala Freyberg
Lichtdesign Jo Hübner
Silvester 16.30 und 19.30 Uhr
Danach Do bis Sa l 20 Uhr
Karten unter 089/834 20 14 oder
www.theaterviellaermumnichts.de
Wir bitten um Reservierung.
August-Exter-Str. 1
direkt am S-Bahnhof Pasing (Nordausgang)
S4 / S5 / S6 / S8
Die Produktion wird gefördert
vom Kulturreferat der LH München.