Doch während Jason in Korinth, wohin das Paar mit den beiden gemeinsamen Kindern geflohen ist,
schnell Zugang zu den höchsten Kreisen findet, wird seine Frau, die fremde „Barbarin“, misstrauisch
beobachtet, gefürchtet und ausgegrenzt. Aber die größte Demütigung steht Medea noch bevor: Jason verlässt sie, um die Tochter des hiesigen Königs Kreon zu heiraten und damit seine politische und
gesellschaftliche Stellung im Lande für immer zu sichern. Der Preis dafür ist Medeas Verbannung aus
Korinth – viel zu sehr fürchtet Kreon ihre Rache, als dass er sie weiterhin im Lande dulden könnte. Zu
Recht: Denn Medea rast vor Eifersucht, enttäuschter Liebe und verletztem Stolz. Und sie schmiedet
grausame Rachepläne.
Schon vor mehr als 2400 Jahren stellte Euripides (ca. 485-406 v. Chr.) die Frage nach der Rolle der Frau in Gesellschaft und Privatleben. Seine Medea ist eine Außenseiterin, von der griechischen Gesellschaft verachtet und aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Klugheit dämonisiert. In ihrem Stolz zutiefst verletzt, ist Medea weder bereit, sich mit dem rücksichtslosen Egoismus, der Eitelkeit und dem Opportunismus ihres Mannes abzufinden, noch will sie sich weiterhin den Spielregeln des fremden Landes anpassen. Doch welcher Handlungsspielraum bleibt ihr noch? Welches Mittel ist erlaubt zur Verteidigung der persönlichen Würde? Wie weit geht ein Mensch, wenn ihm alles genommen wird, wenn alle Opfer umsonst waren und keine Hoffnung mehr bleibt?
übersetzt von Peter Krumme
Nach „Graf Öderland“ in der Spielzeit 2011/2012 wird Konstanze Lauterbach erneut am Schauspiel
Essen inszenieren. Sie zeichnet bei „Medea“ auch für die Kostüme verantwortlich.
Bühne: Ann Heine;
Musik: Achim Gieseler;
Dramaturgie: Vera Ring.
Mit: Thomas Büchel, Floriane Kleinpaß, Ines Krug, Jörg Malchow, Jens Ochlast, Jan Pröhl, Tobias Roth,
Janina Sachau (Medea), Sven Seeburg.