Matthias Clausen liebt Inken Peters. Ein 70-jähriger Großindustrieller, Ehrenbürger der Stadt, Familienpatriarch und Witwer, liebt eine um 50 Jahre jüngere Frau aus einfachen Verhältnissen. Und sie liebt ihn.
Diese unerhörte Verbindung ist Stein des Anstoßes in Gerhart Hauptmanns letztem großen Schauspiel, an dessen Ende Matthias Clausen tot ist und seine Familie all ihre Egoismen, Obsessionen, Nöte und Ängste offenbart und ausgelebt hat. Denn Matthias Clausens vier Kinder weigern sich, diese Liebe zu akzeptieren. Während der älteste Sohn sein berufliches Fortkommen durch die unstandesgemäße Verbindung gefährdet sieht und die älteste Tochter um ihre Vormachtstellung im Haus und das Andenken an ihre verstorbene Mutter fürchtet, sorgt sich die jüngste Tochter um das finanzielle Wohl des Familienbetriebs. Einzig der jüngste Sohn übt sich in Toleranz.
So unterschiedlich die Interessenlagen der einzelnen Kinder auch sind, alle eint die Angst um das väterliche
Erbe und der unbedingte Wille, dieses für sich zu sichern. In ihrem Vater treffen sie auf einen Gegner, der ihnen ebenbürtig, wenn nicht überlegen zu sein scheint …
Hauptmann entfaltet in seinem 1932 uraufgeführten Drama ein groß angelegtes Familien- und Gesellschaftsbild. Er erweist sich als meisterhafter Geschichtenerzähler, der komplexe und provokante Themen pointiert zu formulieren weiß. Kann es eine Liebe trotz des Altersunterschieds von 50 Jahren geben oder ist eine derartige Verbindung wider die Natur? Hat der Einzelne ein Recht, seinen Lebensentwurf zu verwirklichen, oder gibt es Situationen, in denen er hinter die Interessen eines anderen, einer Familie, einer Gesellschaft zurücktreten muss? Fragestellungen, die auch heute, 75 Jahre nach Entstehen des Stückes und in Zeiten eines zunehmend am Einzelnen orientierten Gesellschaftsmodells, nichts an Durchschlagkraft eingebüßt haben.
Regie: Matthias Gehrt
Bühne: Gabriele Trinczek
Kostüme: Ivonne Theodora Storm
Dramaturgie: Birgit Rasch
Es spielen: Carolin Conrad, Ellen Hellwig, Anne Hoffmann (Studio), Katharina Ley, Bettina Riebesel, Friedhelm Eberle, Eberhard Eichner, Thomas Huber, Matthias Hummitzsch, Dieter Jaßlauk, Torben Kessler, Martin Reik,
Günter Schoßböck und Till Wonka
Nächste Vorstellungen 30.9., 8. + 13.10. | 19.30 Uhr
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Premiere am 24.9. | 20 Uhr | Neue Szene:
"Orpheus, Illegal"
Juri Andruchowytsch
Der ukrainische „Schriftsteller, Performer und Provokateur“ Stanislaw Perfetzki begibt sich als illegaler Einwanderer in den Westen und auf die Suche nach Europas Herz. Das er nicht findet. Ebenso wenig wie seine verlorene Geliebte Eurydike. Dafür aber trifft er die Liebe seines Lebens, Ada Citrina. Doch wie bei allen großen Liebenden liegt ein unüberwindbares Hindernis auf dem Weg zueinander, diesmal ist es die Grenze zwischen Westeuropa und der Ukraine, die durch einen Schutzwall der EU unüberwindbar gemacht werden soll. Bei seinen Abenteuern trifft der ukrainische Orpheus auf jede Menge skurriler Gestalten. So ist seine geliebte Ada zugleich eine Agentin des Westens, die Perfetzki beschattet. Ihr eifersüchtiger Ehemann, Janus Maria Riesenbock, ist Hobby-Aquarist und an kleinen wie großen Fischen interessiert. Außerdem sind da noch ein trinkfreudiger Priester und einige äußerst exaltierte Kongressteilnehmer, die über die Zukunft Europas referieren sollen. Auch der für den Bau des Schutzwalls verantwortliche EU-Kommissar nimmt an diesem Kongress teil, und auf ihn plant Perfetzki einen Anschlag …
Regie: Jan Jochymski
Bühne, Kostüme, Video: Thilo Reuther
Dramaturgie: Cornelia Steinwachs
Es spielen: Julia Berke, Lissa Schwerm (Studio), Thomas Dehler, Armin Dillenberger, Andreas Keller und Stefan Schießleder
Nächste Vorstellungen 25.9., 1., 13. + 26.10. | 20 Uhr
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Premiere 7.10. | 20 Uhr | Neue Szene:
RING-Uraufführung mit Schauspielhaus Graz und Maxim Gorki Theater Berlin
"Tanzen!" von Fritz Kater
Inga kommt zu spät zur Schicht, schon zum dritten Mal, und findet vor dem Spind in der Umkleide einen Brief: Termin beim Operator. Sofort! Sie weiß, was die Stunde geschlagen hat: Weil sie schon sechs Jahre in der Biotech-Firma arbeitet und die Dreißig überschritten hat, ist sie ein Fall für Bernie. Der vertritt die Interessen der Firma und benötigt ihre Unterschrift unter eine Verzichtserklärung bezüglich einer Abfindung im Falle der Entlassung. Aber die renitente Inga macht Bambule in Bernies Office. Und dann läuft ihm noch Sandra über den blank geputzten Flur, eine junge, viel versprechende Mitarbeiterin mit perfektem Masse-Muskel-Index … Vergeblich versucht er, sie für seine informellen Netzwerke zu gewinnen – Sandra hat längst intime Kontakte zur obersten Chefetage. Es wird kein guter Tag für Bernie …
Fritz Katers jüngstes Stück hinterfragt auf komödiantische Weise die Definition vom Wert des Menschen, die den Arbeitnehmer nur noch als zu berechnendes und steuerbares „Humankapital“ wahrnimmt.
Regie: Christian Schlüter
Bühne und Kostüme: Jürgen Höth
Dramaturgie: Heike Müller-Merten
Es spielen: Marlène Dunker, Stephanie Schönfeld und Michael Schrodt
Nächste Vorstellungen 8., 17.. + 28.10. | 20 Uhr
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15.10.2006 Der Tag der offenen Tür im Schauspielhaus
"VollWert Kunst WertVoll"
Was ist den Bürgern der Stadt Leipzig ihr Theater wert?
Was ist den Theaterleuten ihr Publikum wert?
Spielerisch umkreist der Tag der offenen Tür im Schauspielhaus diese Fragen und schafft Räume zum sinnlichen Erleben, zum Staunen und zum Feiern – für die ganze Familie! Bezahlt wird mit „Kunst-Währung“, mit „Theatergeld“ – mit Versen, Zeichnungen, Ideen, Liedzeilen.
Die Zuschauer können sich auf einen Parcours durch das ganze Gebäude, vom Keller bis zum Dach, bewegen und reinschnuppern, zuschauen, sich führen lassen – sowie selber gestalten. In der Kreativwerkstatt für Kinder verschiedenen Alters schaffen die Nachwuchskünstler Werke, die anschließend in einer großen Auktion versteigert werden. Auf der Schauspielbühne zeigt das Ensemble Ausschnitte aus laufenden und zukünftigen Stücken, die sich mit dem Thema „Werte“ und dem „Wert der Kunst“ beschäftigen. Die „Elefanten“- bzw. „Intendantenrunde“ widmet sich in der Gesprächsreihe zeitgenössisch – zeitgemäß. Musik/ Theater heute der Fragestellung „Wie zeitgemäß ist die Kritik?“. Moderiert vom Theaterwissenschaftsprofessor Günther Heeg diskutieren die Theaterkritiker Peter Korfmacher (LVZ), Jürgen Otten (LVZ) und Dirk Pilz (Berliner Zeitung, Theater der Zeit) mit den Leitern von Gewandhaus, Oper und Schauspiel und dem Publikum. Und da nach einem vielseitigen Tag im Theater die Feierlaune wächst, bittet ab 18 Uhr der Freundeskreis Schauspiel Leipzig e. V. beim Theaterfest zum Tanz mit open end in der Garderobenhalle!
Sonntag | 15.10. | ab 12 Uhr überall im und am Schauspielhaus
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"Novellenbar"
Die neue Reihe am Schauspiel Leipzig
Unter der Leitung von Hausregisseur Thorsten Duit wird sich die Theaterkneipe „Neue Szene“ in einen Ort des Grauens verwandeln. Zum Auftakt der Reihe Novellenbar entführen drei Schauspieler das literaturinteressierte Publikum in die Welt der Schwarzen Spinne – einer atemberaubend gruseligen Novelle von Jeremias Gotthelf aus dem Jahr 1842. Wie jede gute Gruselgeschichte beginnt sie mit einem Idyll: ein Bergtal im schweizerischen Emmental, ein reicher Bauernhof, ein Fest, eine Kindstaufe, ein gutes Essen. Plötzlich fällt der Blick auf einen uralten schwarzen Fensterpfosten und eine Erzählung kommt in Gang:
Vor vielen hundert Jahren lebte in derselben Gegend ein Ritter, der seine Bauern mit unerfüllbaren Forderungen und Frondiensten schikanierte und unterdrückte. Die Lage scheint aussichtslos, als plötzlich ein „Grüner“, ein Jägersmann, auftaucht, der den Bauern seine Hilfe anbietet. Als Lohn will er ein ungetauftes Kind. Und eine Bäuerin, die gottlose Christine, ist auch mutig genug, den Pakt mit dem Teufel zu schließen. Besiegelt wird er durch einen Kuss des „Grünen“ auf ihre Wange.
Das erste Kind wird geboren, doch der Pfarrer rettet es sofort durch die Taufe vor den Fängen des Teufels. Dann aber beginnt Christines Wange zu schmerzen und anzuschwellen, bis ihr an der Stelle im Gesicht, wo sie der Jäger geküsst hat, eine schwarze Spinne heranwächst, die sie schließlich unter Schmerzen gebiert …
5.10. | 20 Uhr | Neue Szene | Eintritt 5 €
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Casting
Mitspieler für „Wallensteins Lager“ gesucht!
Den 50. Jahrestag der Wiedereröffnung des Schauspielhauses begeht das Schauspiel Leipzig mit einem besonderen Ereignis. Alle drei Teile des "Wallenstein" werden an einem Tag an verschiedenen Spielorten in Leipzig gezeigt.
Der erste Teil von Friedrich Schillers Trilogie, „Wallensteins Lager“, soll ab 3.3.2007 mit über hundert Leipziger Jugendlichen am Völkerschlachtdenkmal gespielt werden.
Für dieses Vorhaben suchen wir Schüler, Auszubildende und Studenten (vor allem Männer, aber auch Frauen) zwischen 15 und 22 Jahren, die noch mindestens zwei Jahre in Leipzig wohnen bleiben. Das Heer in „Wallensteins Lager“ ist ein Vielvölkergemisch, daher sind Bewerbungen von Darstellern ausländischer Abstammung sehr erwünscht!
Interessierte können sich vom 6. September bis zum 30. Oktober zwischen 14 und 18 Uhr anmelden unter Tel. 12 68-122 bzw. per Mail an casting@schauspiel-leipzig.de anmelden.
Das Casting soll im November stattfinden.
Die Proben beginnen Ende Januar 2007.
Übrigens: Der Vorverkauf für "Wallenstein" startet am 22.9.
Premiere 3.3.2007; weitere Vorstellungen 10. + 31.3. | 7. + 22.4. | 12. + 19.5. | 2.6.
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"Raumprobe"
Ausstellung im Schauspielhaus "galerie im parkett"
Im September setzt das Schauspiel Leipzig seine Zusammenarbeit mit der Galerie Kleindienst fort. In der „galerie im parkett“ zeigen Sebastian Speckmann, Sonja Kälberer, Friedemann Hoerner und Valerie Bäuerlein Arbeiten zum Thema „Behausung“.
In dieser Ausstellung erkunden die jungen Künstler, allesamt Studierende der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, Denk- und Bildräume. Die aufgemachten Bildräume werden in den Aufgängen des Schauspielhauses präsentiert, jedoch nicht als Dekoration, sondern als eigenständige Räume im Raum. Durch kleinere architektonische Eingriffe entsteht eine Art Kunst-Parcours, der abends durch mehrere Etagen begangen werden kann. Dia- und Filmprojektionen, Videos sowie großflächige Bilder sorgen für Pendants zur bestehenden Architektur. Dabei geht es neben dem vordergründig Gezeigten auch immer um Dinge, die sich durch intuitive Betrachtung der Bilder und ihrer Symbolik erschließen.
„galerie im parkett“
Schauspielhaus
Eröffnung: 17.9. | 19 Uhr
Geöffnet bis 20.11. zu den Vorstellungen im Schauspielhaus und Theater hinterm Eisernen
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Vorverkauf Schauspiel Leipzig, Bosestr. 1:
Theaterkasse geöffnet von Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr.
Besucherservice Tel. (0341) 1268 168,
Fax (0341) 1268 169.
bestellung@schauspiel-leipzig.de
Spielplan immer aktuell unter www.schauspiel-leipzig.de
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