So heiratet Gabriele den grundanständigen Wegrat, der von nichts ahnt, und zieht den Sohn Felix mit der gemeinsamen Tochter Johanna groß. Dreiundzwanzig Jahre später liegt Gabriele im Sterben und möchte die Wahrheit über Felix‘ leiblichen Vater mit ins Grab nehmen. Als Fichtner mittellos vor der Tür steht und die Nähe zu seinem Sohn sucht, weigert sich Felix, ihn als Vater anzuerkennen und wendet sich von ihm ab. Er wird in ein anderes Leben aufbrechen.
Auch der Dichter Sala möchte alle Brücken hinter sich einreißen und sich einer wissenschaftlichen Exkursion nach Asien anschließen. Ein verzweifelter Wunsch, denn er ist todkrank. Johanna, die den wesentlich älteren Mann liebt, kann den Gedanken an seinen nahen Tod nicht ertragen und geht ins Wasser.
Die Schauspielerin Irene Herms ist ebenfalls unglücklich. Enttäuscht von ihrem Leben für die Kunst, sehnt sie sich nach einer bürgerlichen Existenz mit Kind.
Arthur Schnitzler weitet mit Der einsame Weg das Künstlerdrama zum sozialkritischen Gesellschaftsporträt aus. Mit feiner Melancholie schildert er das Ringen um Karriere und Lebensziele, enttarnt Lebenslügen und Selbstbetrug und zeigt, dass die Flucht vor der Vergangenheit in einer Sackgasse enden muss. Jeder ist für sich und sein Leben verantwortlich – jeder geht seinen einsamen Weg.
Arthur Schnitzler wurde 1862 in Wien als Sohn eines Arztes geboren, studierte zunächst Medizin und arbeitete einige Jahre in diesem Beruf. Erste Bühnenerfolge, vor allem die Uraufführung von Liebelei (1895), ermöglichten es ihm, ausschließlich vom Schreiben zu leben. Das 1904 in Berlin uraufgeführte Schauspiel Der einsame Weg markiert einen neuen Abschnitt im künstlerischen Schaffen Schnitzlers. Seinem ersten großen Konversationsstück folgten später die bekannten Gesellschaftsdramen Das weite Land (1910) und Professor Bernhardi (1912). Schnitzler starb 1931 an einer Gehirnblutung in Wien.
Zum Regisseur
Ingo Berk
Geboren 1975 in Mainz, erste eigene Regiearbeiten am Schauspielhaus Zürich. Es folgten Inszenierungen an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin (u. a. die Uraufführungen von Augenlicht und Der Stein von Marius von Mayenburg, letzteres im Rahmen des Young Directors Project der Salzburger Festspiele), am Schauspiel Hannover (Schwarzes Tier Traurigkeit von Anja Hilling, Prinz Friedrich von Homburg von Heinrich von Kleist) sowie am Hans-Otto-Theater in Potsdam (Fräulein Julie von August Strindberg, Hexenjagd von Arthur Miller und Kleists Käthchen von Heilbronn). Am Theater Bonn inszenierte er Eine Familie von Tracy Letts, Die Katze auf dem heißen Blechdach von Tennessee Williams und O’Neills Eines langen Tages Reise in die Nacht. Am Volkstheater Wien brachte er Die Ratten von Gerhard Hauptmann in einer Bearbeitung von Dimitré Dinev und Hotel Savoy nach dem Roman von Joseph Roth auf die Bühne. Seit 2006 arbeitet Ingo Berk regelmäßig am Schauspielhaus Graz, hier entstanden u. a. Oedipus von Sophokles, Radetzkymarsch von Joseph Roth, Tschechows Onkel Wanja und Peer Gynt von Henrik Ibsen. Seine Grazer Inszenierung von Die Glut nach dem Roman von Sándor Márai war als Gastspielserie am Theater in der Josefstadt in Wien zu sehen. In der vergangenen Spielzeit brachte er in Graz Don Carlos von Friedrich Schiller auf die Bühne.
Regie Ingo Berk
Bühne Damian Hitz
Kostüme Eva Krämer
Musik Patrik Zeller
Dramaturgie Flori Gugger
Mit
Professor Wegrat: Gerhard Balluch
Gabriele, seine Frau: Steffi Krautz
Felix: Christoph Rothenbuchner
Johanna: Pia Luise Händler
Julian Fichtner, Maler: Franz Xaver Zach
Stephan von Sala: Stefan Suske
Irene Herms: Steffi Krautz
Doktor Franz Reumann: Franz Solar
Weitere Vorstellungen am 15. und 23. Jänner sowie ab Februar
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565 - E tickets@buehnen-graz.com
I www.schauspielhaus-graz.com