Die kleine Welt ist die der Sinnlichkeit – an deren Ende das missbrauchte Gretchen stirbt. Die große Welt ist Gegenstand von Faust II: die Welt der Politik, der modernen Ökonomie und Wissenschaften, der virtuellen Reisen, die die alte Magie ablösen.
Faust erfindet das Papiergeld als Fake-Währung für einen bankrotten Kaiser. Er erlebt die Schaffung des künstlichen Menschen. Er reist in einen Vergnügungspark der Antike und findet dort die schöne Helena – das abendländische Weiblichkeitsidol schlechthin – und natürlich eine Schimäre. Mit ihr erlebt er ein kurzes Kleinfamilienglück – bis ihr gemeinsames Kind, der hyperaktive Euphorion, stirbt. Danach bleibt ihm nur noch eines: Bändigung der Elemente und Schaffung einer neuen Zivilisation. Faust wird Planer und Bauherr eines megalomanen Kolonisierungsprojektes. Im Zuge dessen gehen einige Leute über Bord, in diesem Fall sind das Philemon und Baucis – Kollateralschäden. Und noch im Moment des eigenen Todes treibt er seine Arbeiter an und wähnt sich als Herrscher über die selbsterschaffene Welt.
Johann Wolfgang von Goethe, 1749 –1832, bedeutendster deutscher Dichter, Politiker, Verfasser naturwissenschaftlicher, kunst- und literaturtheoretischer Schriften, Liebhaber schöner Frauen bis ins hohe Alter. Nach 60 Jahren Arbeit versiegelt er kurz vor seinem Tod das „seltsame Gebräu“ des Faust II.
Peter Konwitschny inszeniert in einer komprimierten Fassung die kritischen Gelenkstellen der gesamten Faust-Karriere an einem Abend. Nach Shakespeares König Lear im Jahr 2009 ist Faust die zweite Arbeit des Regisseurs am Schauspielhaus Graz. Peter Konwitschny, geboren 1945 in Frankfurt am Main, ist seit 1980 bekannt für seine polarisierenden Operninszenierungen, berühmt für seine konzeptionellen Neuansätze in szenischen Interpretationen von Bach bis Nono. Er arbeitet an den großen Opernhäusern im deutschsprachigen Raum, in Europa und Japan.
Regie Peter Konwitschny
Bühne & Kostüme Johannes Leiacker
Musik Johannes Harneit
Choreographie Kai Stöger
Dramaturgie Regina Guhl, Marion Hirte
Mit Faust: Jan Thümer
Mephistopheles: Udo Samel
Margarethe, Lynkeus: Katharina Klar
Helena, Hexe: Birgit Stöger
Kaiser: Thomas Frank
Heermeister: Simon Käser
Arzt, Schatzmeister: Sebastian Klein
Wagner, Kanzler: Claudius Körber
Philemon: Rudi Widerhofer
Baucis: Gerti Pall
Special Guest: Arne Seidel
Hexen, Partygäste, Angestellte im Vergnügungspark:
Christina Cervenka, Bettina Langehein, Lisa Schützenberger, Tamara Semzov
Euphorion: Kilian Alexander Langner, David Rauchenberger
Knaben: Tristan Lauringer, Fridolin Springer, Michael Prstec, Floris Steinkellner, Timon Trattner, Michael Kubat
Statisterie: Margit Reif, Sabine Schink
Weitere Vorstellungen am 18. und 22. Dezember, jeweils 19 Uhr, sowie ab Jänner 2013.
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565 - E tickets@buehnen-graz.com
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