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SCHAUSPIELHAUS GRAZ: JUDITH von Friedrich Hebbel

Premiere Do, 13. Januar 2011, 19:30, Schauspielhaus Hauptbühne

Hebbels dramatischer Erstling führt zwei maßlose Figuren gegen- und zueinander. Holofernes, der assyrische Feldherr, belagert die Stadt Betulia und gräbt den Einwohnern das Wasser ab, weil sie sich ihm nicht freiwillig unterwerfen.

Als das Volk kurz vor dem Verdursten ist, sucht Judith, eine junge Witwe, Holofernes auf, verführt ihn und enthauptet den Schlafenden mit seinem eigenen Schwert. Bei ihrer Heimkehr lobt die Priesterschaft den Gott, „der dich geführt hat, das Haupt des Anführers unserer Feinde zu zerschmettern“. Judiths Geschichte ist einem apokryphen Buch des Alten Testaments entnommen, das nicht in den jüdischen Kanon aufgenommen wurde und von Katholiken und orthodoxen Christen, nicht aber von Protestanten, als Teil der Bibel angesehen wird. Darin ist Judith mit Moses vergleichbar, der das Volk Israel rettet.

Als Hebbel 1839/40 im Alter von 26 Jahren seine Judith schreibt, gehen die Rechnungen mit Gott bereits nicht mehr auf. Die Geschichte, wie er sie erzählt, ist voll widersprüchlicher Gotteszeichen. Judith kann nur mehr flehen, dass Gott ihr Auftraggeber sein möge. Das Volk, der dritte große Protagonist, dient zur nachträglichen Legitimation einer egoistischen Tat. Nach außen ist Judith die todesmutige Gotteskriegerin – im Innern spürt sie, dass ihr „reiner" Auftrag von Stolz und Leidenschaft durchsetzt ist: dem Genuss an der Herausforderung, dem Stolz, es den feigen Männern zu zeigen, und der körperlichen Begierde.

Der deutsche Dramatiker und Lyriker Christian Friedrich Hebbel, 1813 im norddeutschen Wesselburen geboren, war ein unsteter und oft völlig mittelloser Wanderer zwischen den europäischen Städten und ihren Geistesgrößen: Paris, Straßburg, Lyon, Avignon, Rom, Neapel, Triest, Graz und schließlich Wien. Dort heiratete er 1846 die Burgschauspielerin Christine Enghaus. Die Ehe verschaffte ihm finanzielle Sicherheit, so dass er sich ausschließlich seiner literarischen Produktion widmen konnte. In Wien entstanden, bis zu seinem Tod 1863, u. a. Agnes Bernauer, Gyges und sein Ring 22 sowie Die Nibelungen.

* Regie: Elmar Goerden

* Bühnenbild: Ulf Stengl, Silvia Merlo

* Kostüme: Lydia Kirchleitner

* Dramaturgie: Regina Guhl

* Judith: Verena Lercher

* Mirza: Pia Luise Händler

* Holofernes: Felix Vörtler

* Ephraim: Rahul Chakraborty

* Priester: Otto David

* Achior: Stefan Suske

* Assad: Rudi Widerhofer

* Samaja: Rudi Widerhofer

* Daniel: Markus Koren

* Alte Frau: Ulrike Toth

* Frau mit Kind: Leona Flick

* Mann im Anzug: Jann Siefken

* Hauptmann: Mirnes SPAHIC

* Ehepaar: Walter Haas, Anna LASSNIG

* Assads Witwe: Andrea Steppan

* Gesandte: Prudence Draskowitsch, Veada Stoff

* Kinder: Hanna Elena Herler, Vanessa Pichler, Noa Schmidt

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