Man kennt solche Geschichten aus den Medien. Aber im Theater streiten sich die Paare in einem immer bedrohlicher wirkenden Wald; der Manager glaubt, in zwei obdachlosen Frauen ein Orakel für seine Karrieresprünge zu erkennen; der Vater handelt das gesuchte Organ einer Gruppe Junkies ab. Und damit nicht genug, neben den Szenen einer mystisch überhöhten Gegenwart tauchen Bilder aus unserem kulturellen Gedächtnis auf: Ein Ritter hadert 1352 mit seinem Gott, eine Aristokratenfamilie probiert 1913 eine neue Form des sozialen Miteinanders.
Was alle Episoden vereint, ist die Formulierung von Sehnsuchtsbewegungen: hinauf! Weg! Weiter! Sei es Gott, die Konzernspitze, die Liebe – der Mensch begehrt etwas und bezahlt dafür. Es zerfallen festgefügte soziale Ordnungen, es verfällt der Glaube an Gott, bis nur noch der Glaube an sich selbst übrig bleibt. Und im leeren Zentrum der Kreisbewegung sitzt das Publikum, das ein diabolischer Conférencier daran erinnert, dass alles nur in seinem Kopf existiert.
In mehr als 20 lose aneinandergereihten Szenen mit einem Figurenarsenal von mehr als 70 Personen erzählt der französische Theatermacher Joël Pommerat acht Geschichten zwischen dem 14. Jahrhundert und heute – und geht dabei stets der Frage nach, wie es um Werte und Glauben in Zeiten der Krise bestellt ist. „Diese Geschichten sind witzig, manchmal erschreckend oder hart. Aber sie sind wahr.“ Joël Pommerat
Zum Autor
Joël Pommerat
Joël Pommerat, geboren 1963 in Frankreich, arbeitete zunächst als Schauspieler. Da er sich von jeglicher Abhängigkeit lösen wollte, begann er zu schreiben und gründete 1990 seine eigene Compagnie Louis Brouillard. Der Dramatiker, Regisseur und Tourneeunternehmer bezeichnet sich als „petit patron“, da seine Truppe ausschließlich die Stücke spielt, die er für sie geschrieben hat. Bis heute sind es 24 Texte, das heißt, im Durchschnitt einer pro Jahr. „Cercles / fictions“ entstand 2010. Für sein Theaterschaffen wurde Joël Pommerat mehrfach mit dem Prix Molière ausgezeichnet.
Zum Regisseur
Dominique Schnizer
Dominique Schnizer wurde 1980 in Graz geboren. Nach Assistenzen am Schauspielhaus Graz, Schauspiel Frankfurt, Staatstheater Stuttgart und am Hamburger Schauspielhaus arbeitet er als freier Regisseur. 2009 brachte er den Gewinner des Heidelberger Stückemarkts, Nis- Momme Stockmanns „Der Mann der die Welt aß“, zur Uraufführung. Die Inszenierung war in der Vorauswahl des Berliner Theatertreffens, wurde zur Theaterbiennale des Staatstheaters Wiesbaden „Neue Stücke aus Europa“ und zu den Festivals „Maximierung Mensch“ in Trier und „Kaltstart“ in Hamburg eingeladen. Neben seinen Arbeiten in Heidelberg kommen zahlreiche Inszenierungen am Deutschen Schauspielhaus Hamburg – unter anderen die Uraufführungen „Leben und Erben“ von Oliver Kluck und Albert Ostermaiers „Ein Pfund Fleisch“ mit Dominique Horwitz – hinzu. Weitere Regiearbeiten führten ihn an die Staatstheater in Karlsruhe und Mainz, zu den Ruhrfestspielen in Recklinghausen und ans Nationaltheater Weimar sowie nach Bozen und Klagenfurt. Mit dem Autor Henning Mankell arbeitet er immer wieder an Projekten für dessen Teatro Avenida in Maputo, Mosambik.
Ab der Spielzeit 2016.2017 wird er Leitender Schauspielregisseur am Theater Osnabrück sein.
Regie Dominique Schnizer
Bühne und Kostüme Christin Treunert
Dramaturgie Elisabeth Geyer
Benedikt Greiner,
Fredrik Jan Hofmann,
Evi Kehrstephan,
Raphael Muff,
Evamaria Salcher,
Tamara Semzov,
Franz Solar,
Werner Strenger
weitere Vorstellungen am 21., 26. und 27. November, am 1., 2. und 16. Dezember jeweils 19.30 Uhr, sowie ab Jänner
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565, E tickets@ticketzentrum.at
I www.schauspielhaus-graz.com