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Schauspielhaus Wien : "Der Seidene Schuh" oder "Das Schlimmste trifft nicht immer zu" von Paul Claudel

III. Tag: Die Eroberung der Einsamkeit, Premiere: 1. November 2012, 20:00 Uhr. -----

Zehn Jahre sind vergangen. Als selbstherrlicher Vizekönig baut Don Rodrigo in der tropischen Hitze Mittelamerikas den Panamakanal. Zu seinem Gefolge gehören Doña Isabel und ihr Ehemann Don Ramiro, der von Rodrigo die Herrschaft über Mexiko bekommen hat, insgeheim aber hofft, dessen Nachfolger zu werden.

Für Isabel und Ramiro ist klar: Rodrigo muss verschwinden. Und die beiden haben das Mittel, um dieses Ziel zu erreichen auch bereits in Händen: Sie sind im Besitz des berühmten Briefes an Rodrigo, in welchem Proëza ihn bittet, sie vor Camillo zu schützen. Seit zehn Jahren reist er ungeöffnet durch die Welt und ist mittlerweile eine Legende geworden. Wie erwartet bricht Rodrigo, als er den Brief schließlich erhält, sofort nach Mogador auf, um Proëza zu befreien. Als er mit seiner Flotte vor der afrikanischen Festung liegt, kommt es zum Gefecht mit Camillos Männern. Ein Unterhändler wird auf Rodrigos Schiff entsendet; es ist niemand anderer als Proëza. Endlich stehen sich die beiden Liebenden gegenüber. Ein Happy End scheint zum Greifen nah. Doch Proëza ist nicht allein an Bord gekommen…

Unter dem Titel Die Eroberung der Einsamkeit hat Anja Hilling eine sehr sinnliche Überschreibung des III. Tages geschrieben. Ihr Stück Der Garten wurde in der Spielzeit 2011/12 am Schauspielhaus uraufgeführt, in der Saison 2008/09 war die Österreichische Erstaufführung ihres Stücks Schwarzes Tier Traurigkeit in der Porzellangasse zu sehen.

Bearbeitung: Anja Hilling

Regie: Christine Eder

Bühne: Daniela Kranz

Kostüme: Marie-Luise Lichtenthal

Mit: Gabriel von Berlepsch, Steffen Höld, Barbara Horvath, Katja Jung, Gideon Maoz, Max Mayer, Johanna Elisabeth Rehm, Thiemo Strutzenberger, Dolores Winkler

***

Seit dem Beginn der Direktion von Andreas Beck ist „die Serie“ fester Bestandteil des Schauspielhaus-Spielplans. Über Die Strudlhofstiege (2007/08), Diesseits des Lustprinzips: Freud und die Folgen (2008/09), Die X Gebote (2009/10), Kreisky – wer sonst? (2010/11) und Schubert – eine Winterwanderung in 5 Folgen con da capo (2011/12) hat sich die Spielform als eigenes Format etabliert und eigene ästhetische Merkmale und Qualitäten entwickelt. Dabei ist sie, geprägt durch eine Skizzenhaftigkeit, komprimierte Probenzeiten und ein rasches Aufeinanderfolgen der einzelnen Teile, von einem ungewöhnlichen Theaterformat zu einer neuen Spielform geworden. Diese Entwicklung nimmt das Haus zum Anlass, die Serie in der Spielzeit 2012/13 über ihre bisherigen Grenzen hinauszutreiben und ihr ein neues Gewicht zu geben: Sie steht am Beginn und prägt das erste Drittel der Spielzeit. Die einzelnen Folgen haben Spielfilm- statt gewohnter Serienlänge, und wechseln von Nebenschauplätzen zum Hauptspielort in der Porzellangasse.

Aber nicht nur formal, sondern auch inhaltlich ändert sich der Zugriff: Ausgehend von dem Leitthema „Eine säkulare Gesellschaft? Zwischen Transzendenz und Selbstverwirklichung“ ist Paul Claudels episches Bühnenwerk Der Seidene Schuh oder Das Schlimmste trifft nicht immer zu in diesem Jahr Arbeits- und Spielvorlage. Der barock ausladende Text erzählt von einer großen Liebe, die sich erst im Jenseits erfüllen kann. Mit mehr als 70 Figuren auf insgesamt 258 Seiten sprengt das Stück jeden konventionellen Theaterabend, und bisher haben sich nur wenige Bühnen daran gewagt, Claudels Werk zur Gänze umzusetzen. Die spanische Handlung in vier Tagen, so der Untertitel, wird im Schauspielhaus in vier Folgen erzählt. Dabei bleibt das Haus ein Autorentheater: Vier DramatikerInnen der Gegenwart – Thomas Arzt, Jörg Albrecht, Anja Hilling und Tine Rahel Völcker – erhielten den Auftrag, je einen Tag zu überschreiben, und jede daraus entstandene Folge wird von einer anderen Regisseurin bzw. einem anderen Regisseur – Gernot Grünewald, Mélanie Huber, Christine Eder und Pedro Martins Beja – inszeniert. So ergeben sich für die Geschichte von Doña Proëza und Don Rodrigo im Spanien des 16. Jahrhunderts ganz neue „Übersetzungen“, Überschreibungen und Interventionen aus zeitgenössischer Perspektive, und der französische Klassiker wird zur Grundlage einer neuen Form des Autorentheaters.

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