Zu einer archaischen Performance laden die vier Alphornvirtuosen von Hornroh ein: Mit verschiedensten Hörnern, Rohren und Mundstücken erzeugen sie eine faszinierend facettenreiche Klangwelt. Die Walliserin und Jodelartistin Erika Stucky - in Berlin längst keine Unbekannte mehr - präsentiert exklusiv zur Neuauflage von "Schweizgenössisch" ihr neues Soloprogramm "Suicidal Yodels" - verrückt, schrill und genial! Das Schweizer Oktett - acht Virtuosen und Solisten aus den Orchestern von Zürich und Basel - eröffnet den Familienbrunch mit seiner "Stubete an der Spree" und macht aus diesem ursprünglichen Treffen von Volksmusikanten ein Ereignis der besonderen Art. Der bekannte Geiger Adam Taubitz und seine Band schließlich bringen Gipsy-Swing und Schweizer Volkslieder unter einen Alpenhut. Eine augenzwinkernde musikalische Entdeckungsreise durch Berg und Tal, pünktlich zum Schweizer Nationalfeiertag am 1. August. Das Sommerloch kann warten…
Erika Stuckys Soloprogramm "Suicidal Yodels" ist eine lautmalerische, ironische, exaltierte, auch mal innehaltende Achterbahnfahrt durchs eigene biographische Wechselbad. Von den Zentralalpen geht bis nach San Francisco, von anarchischer Flower Power hin zur zarten und behüteten Almblume. Stucky groovt zu Loops aus dem afrikanischen Busch, augenzwinkernd werden Psychogramme verschiedener Jodeltypen erstellt, dann wieder begleiten feine Zwischentöne auf dem Schwyzerörgeli bluesige Songtexte. Das Zwergenwerfen inspiriert zu einem zärtlichen Wiegenlied, und ein angenehm unverkitschtes Helvetien mit Mut zum melancholischen Appenzeller Zäuerli, begleitet von einem ausgelassenen Hula-Dancing, packt durch sein wonnig-schauerliches Heiss-Kalt. Stuckys Performance wandelt halsbrecherisch unbeirrt zwischen kalifornisch-walliserischen Kauderwelsch-Kollisionen: eine traumwandlerisch sichere Gratwanderung zwischen Improvisationstheater, Videokunst und minimalistischer Weltmusik. Das Exotische wird Alltag, der Alltag zum Exotikum.
Erika Stucky wurde in San Francisco geboren und siedelte in den 70iger Jahren mit ihrer Familie in die Schweiz über. Aus dem daraus folgenden Kulturschock entwickelte die gebürtige Amerikanerin ihren ganz eigenen schweizerisch-amerikanischen Lebens- und Musikstil. Sie absolvierte eine Gesangs- und Schauspielausbildung in Paris und San Francisco und gründete 1985 mit drei weiteren Frauen ihre erste Band, "The Sophisticrats". Es folgte 1991 die Band "The Bubbles" mit Marco Raoult, 1994 wurde sie Vokalsolistin der George Gruntz Concert Jazz Band, 1997 wurde das Trio Mrs.Bubble & Bones gegrün-det, im Jahr 2000 begann die Zusammenarbeit von "Sina & Stucky". Stefan Schwieterts Film "Heimatklänge" (2005) steigerte ihren Bekanntheitsgrad über die Grenzen der Schweiz hinaus. Erika Stucky wurde mehrfach ausgezeichnet und veröffentlichte zahlreiche Alben in verschiedenen Formationen.
Das Alphornquartett Hornroh wurde im Jahr 2000 anlässlich eines Auftritts bei den Münchner Opernfestspielen gegründet. Spiritus Rector der vier Blechbläsersolisten ist der Trompeter und Sänger Balthasar Streiff, der auch in den Bereichen Bildende Kunst, Theater, Performance und Film zuhause ist. Gemeinsam mit dem Stimmperformer Christian Zehnder bildet er das Duo stimmhorn, das international großes Renommee genießt. Der Trompeter Rudolf Linder zählte 1980 zu den Begründern der Basel Sinfonietta, in deren Reihen er nach wie vor musiziert. Streiff setzt sich engagiert für experimentelle und improvisierte Musik sowie spartenübergreifende Konzepte ein und entwickelt neue Techniken für das Trompeten- und Alphornspiel. Seine schwedische Kollegin Heléne Berglund ist von Haus aus Tubistin. Mehrere Jahre spielte sie im Orchester der Königlichen Oper Stockholm, der Göteborger Oper und im schwedischen Radiosinfonieorchester, bevor sie nach Basel zog, wo sie heute der Basel Sinfonietta sowie dem Ensemble Phoenix angehört. Aus dem bayerischen Landshut schließlich stammt der Posaunist Michael Büttler, der sich auf zeitgenössische Musik spezialisiert hat und als Gast regelmäßig mit dem Ensemble Modern zusammenarbeitet. Außerdem ist er Mitglied im Exorbitanten Kabinett von Kaspar Ewald. Das Ensemble Hornroh hat in den vergangenen Jahren mehrere Performances erarbeitet und im In- und Ausland präsentiert, zuletzt 2008 das Projekt "Hautmusik". Nach der Veröffentlichung ihrer ersten Platte mit dem Titel "zirp" spielten die Vier im vergangenen Winter eine weitere CD ein. Das Quartett spielt auch in Stefan Schwieterts Film "Das Alphorn" eine prominente Rolle.
Eine Veranstaltung von Schweizgenössisch und RADIALSYSTEM V unter der Schirmherrschaft der Schweizer Botschaft in Berlin und mit Unterstützung von Pro Helvetia und Artephila-Stiftung.