In ihrem Reich bezaubert und verlässt sie Männer nach Lust und Laune, ohne Rücksicht auf tradierte Moralvorstellungen oder gar Institutionen wie die Ehe. Ihr Widerpart ist Bradamante, die sich verkleidet auf den Weg gemacht hat, um ihren Ruggiero zu befreien, der Alcina verfallen ist. Gemeinsam kehren Bradamante und Ruggiero in ihr bürgerliches, vernunftgläubiges Leben zurück, während Alcinas Zauberreich verschwindet.
Ein Labyrinth der Liebe ist Händels »Alcina« in der Inszenierung von Jan Philipp Gloger. Immer wieder neu verschachtelt die Zauberin Alcina die Räume und Wege auf ihrer Insel, lässt die Menschen verrückt vor Liebe darin herumirren und steuert sie nach Gutdünken. Sie selbst aber liebt Ruggiero, der sich zwischen der Welt der unbegrenzten Möglichkeiten und dem vertrauten Zuhause mit der geliebten Ehefrau nicht entscheiden kann. Doch beide, Alcina und Ruggiero, scheitern schließlich – an der Liebe, die verletzlich macht.
Die Arien dieses 1735 in Covent Garden uraufgeführten Spätwerkes gehören zu den schönsten, die Georg Friedrich Händel je komponiert hat. In ihnen entfalten sich die widerstreitenden Emotionen der Figuren, ihre Zweifel, ob sie ihrer Wahrnehmung, ob sie ihren Gefühlen trauen können. So geht Händel in seiner Musik weit über die Schwarz-Weiß-Zeichnung des Librettos hinaus. Aus Alcina, der selbstsüchtigen Zauberin, wird eine leidenschaftlich liebende Frau, deren Liebe schließlich am eigenen Anspruch und an gesellschaftlichen Zwängen scheitern muss. So ist der Untergang ihres Zauberreiches, einer Welt voller Leidenschaft und Fantasie, nicht nur Befreiung, sondern auch Verlust.
Amanda Majeski, neues Ensemblemitglied der Semperoper sowie unter anderem an die New York City Opera und das Glyndebourne Festival engagiert, gibt die Titelpartie der Alcina. Ihr Ruggiero ist Barbara Senator, Bradamante wird von Christa Mayer gesungen, Melisso von Markus Butter.
Mit »Alcina«, die am 29. Oktober um 18 Uhr Premiere feiert, bringt Jan Philipp Gloger seine zweite Oper auf die Bühne, ehe er im kommenden Jahr bei den Bayreuther Festspielen inszeniert.
Dramma per musica in drei Akten von Georg Friedrich Händel. In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln.
Musikalische Leitung Rainer Mühlbach
Inszenierung Jan Philipp Gloger
Bühnenbild Ben Baur
Kostüme Karin Jud
Licht Fabio Antoci
Dramaturgie Sophie Becker
Bewegungscoach Alfred Hartung
Soufflage1 Gabriele Auenmüller
Übertitel Ina Jacobi
Alcina Amanda Majeski
Ruggiero Barbara Senator
Morgana Nadja Mchantaf
Bradamante Christa Mayer
Oronte Simeon Esper
Melisso Markus Butter
Oberto Elena Gorshunova
Chorista 1 Manuel Günther
Chorista 2 Michael Kranebitter
Sächsische Staatskapelle Dresden
Weitere Vorstellungen: 1., 4., und 10. November
Einführungsmatinee am 23. Oktober 2011, 11 Uhr in Semper 2
Kostenlose Werkeinführung 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Opernkeller