Das Stück handelt von Macht-Anmaßung und Machtrausch und stellt mit geradezu alttestamentarischer Kompromisslosigkeit die Frage, wer größenwahnsinniger ist: derjenige, der glaubt, im Auftrag Gottes zu töten, oder derjenige, der sich selbst für die letzte Instanz auf Erden hält.
Holofernes hat für den assyrischen König Nebukadnezar unzählige Völker unterworfen und sich in einen regelrechten Zerstörungs-Rausch gesteigert. Die letzten, die ihm Widerstand leisten, will er restlos vernichten. Es sind die Ebräer, die sich in der Gebirgsstadt Bethulien verschanzt haben. Doch gehen in der belagerten Stadt langsam die Wasservorräte zu Ende.
Die junge schöne Ebräerin Judith beschwört ihre Landsleute, nicht aufzugeben. Ein geheimnisvolles Stigma hat dazu geführt, dass ihre kurze Ehe unerfüllt blieb. Sie ist eine, „die sich immer umsonst fragte: Wozu bist du da?“ Jetzt glaubt sie ihre Bestimmung zu erkennen: Im Auftrag Gottes ihr Volk zu retten. In ihr keimt der Gedanke, Holofernes zu töten.
Geschmückt wie zur Hochzeit geht sie ins feindliche Lager. Holofernes ist von ihrer Schönheit berührt, ihre Bitte um Gnade für die belagerte Stadt weist er jedoch lachend zurück. Machtgewohnt nimmt er sich, was ihm gefällt – in diesem Fall Judith. Und sie vollbringt ihre Tat: Außer sich vor Hass und Ekel, enthauptet sie den Schlafenden mit seinem Schwert.
Mit Holofernes und Judith schildert Hebbel zwei Menschen, die wie Verdurstende in der Wüste nach Gott rufen – aber einen leeren Himmel vorfinden und an ihrer eigenen Größe und Einsamkeit zugrunde gehen.
Volker Schmalöer, Oberspielleiter des Schauspiels, führt Regie bei dem selten gespielten Stück und setzt damit zugleich den programmatischen Schwerpunkt zum Spielzeit-Auftakt. Bühne und Kostüme sind von Franz Lehr. In den Hauptrollen sind Agnes Mann als Judith und Axel Holst als Holofernes zu erleben.
Agnes Mann, in der vergangenen Spielzeit mit dem Nachwuchspreis der Fördergesellschaft Staatstheater Kassel ausgezeichnet, studierte an der Hochschule "Ernst Busch". Danach ging sie für Engagements nach Berlin und Köln. 2005 bekam sie den Bensheimer Theaterpreis für ihre Rolle als Klytaimnestra in „Iphigenie Orest Iphigenie“. Seit 2007/2008 ist Agnes Mann am Staatstheater Kassel engagiert, wo sie bisher u.a. Nadja Blye in der deutschsprachigen Erstaufführung von „Zeitfenster“, die Titelrolle in „Alkestis“ und Marion Ferron in „5x2“ gespielt hat.
Axel Holst kam nach Engagements am Staatstheater Stuttgart, Staatstheater Darmstadt und am Schauspiel Essen 2004/2005 ans Staatstheater Kassel, an dem er nach vierjährigem Festengagement jetzt als Gast arbeitet. Er hat hier etliche Produktionen der vergangenen Spielzeiten mitgeprägt, so z. B. als Mackie Messer in der „Dreigroschenoper“, als Ödipus in Sophokles’ Tragödie, als Alfred Loth in Hauptmanns „Vor Sonnenaufgang“, als Admetos in Euripides „Alkestis“ und als Nick in „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“, um nur einige seiner großen Rollen zu nennen.