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Staatstheater Wiesbaden: "Salome" von Richard Strauss

Sonntag, 27. April 2008, 19.30 Uhr, Großes Haus

Eröffnungspremiere der Internationalen Maifestspiele 2008

Im Palast des Tetrarchen Herodes feiert man ein Bankett. Der junge Hauptmann Narraboth schwärmt von der verführerischen Schönheit der Prinzessin Salome, der Tochter der Herodias und Stieftochter des Herodes.

Doch Salome ist wie besessen von dem Wunsch, dem mysteriösen Propheten Jochanaan, der in einer Zisterne des Palasts gefangen ist und mit seinen Weissagungen und Flüchen für Unruhe sorgt, gegenüberzustehen. Salome will das Geheimnis der Liebe erkunden. Sie ist zugleich fasziniert und abgestoßen von dem Fremden, der eine andere Religion, Moral und sittliche Reinheit predigt. Doch Jochanaan weist sie schroff zurück, als er aus der Zisterne gelassen wird. Salome will den Propheten um jeden Preis für sich gewinnen und entlockt ihrem lüsternen Stiefvater Herodes ein Versprechen: Nachdem sie für ihn getanzt hat, fordert sie als Lohn den Kopf des Jochanaan. Da Herodes bei den Göttern einen Eid geschworen hat, muss er sich fügen.

Als Richard Strauss Oscar Wildes „Salome“ an Max Reinhardts „Kleinem Theater“ in Berlin mit der berühmten Gertrud Eysoldt in der Titelrolle sah, war er so begeistert, dass er sich sofort an die Vertonung des Dramas in der Prosaübersetzung von Hedwig Lachmann machte. Die Uraufführung fand am 9. Dezember 1905 in Dresden statt. Das Musikdrama „Salome“ war für das zeitgenössische Publikum zwar schockierend, hat aber sofort seinen Siegeszug um die Welt angetreten und konnte sich bis heute durch dramatische Durchschlagkraft, Schlüssigkeit und Kompromisslosigkeit des künstlerischen Entwurfs als eines der paradigmatischen Werke des 20. Jahrhunderts im Repertoire behaupten.

In der durchkomponierten sinfonischen Großform und der Vielzahl an Leit- oder Erinnerungsmotiven orientiert sich Strauss zwar noch am Musikdrama Richard Wagners, geht aber in der tonal erweiterten Harmonik, in der Extreme berührenden expressiven Vokalgestaltung und im komplexen Orchestersatz weit über das Vorbild hinaus. Die Klangfarbe wird zum dominanten Ausdrucksträger. Auch die Verwendung von Sonderinstrumenten wie Heckelphon, Bariton-Oboe, Harmonium und Orgel schafft ein exotisches, in schillernden Farbprismen changierendes Klangkolorit, das wegweisend war für die musikalische Moderne. Die raffiniert orchestrierte Musik zeichnet die Figurenpsychologie nach. Die ausgesuchte Farbigkeit der Instrumentierung, exotisch anmutende chromatische Wendungen und ein geradezu impressionistisches Klangbild evozieren die Lebenswelt der Salome, während die bedrohlichen Prophetien des gefangenen Jochanaan in einfacher Diatonik erklingen. Inhaltlich und musikalisch geht es um den sinnlichen Reiz, um die emotionale Ekstase in der gegenseitigen Erfahrung des Fremden, die zugleich erschreckend und verlockend ist.

Nach Bergs „Wozzeck“, Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“ und d’Alberts „Tiefland“ inszeniert Intendant Manfred Beilharz zur Eröffnung der diesjährigen Internationalen Maifestspiele ein weiteres Hauptwerk des Musiktheaters zwischen Spätromantik und klassischer Moderne. In Zusammenarbeit mit Generalmusikdirektor Marc Piollet und einer aufregenden Besetzung mit Manuela Uhl, Julia Juon, Thomas J. Mayer und Norbert Schmittberg in den Hauptrollen entsteht die Produktion eines Werkes, das eine neue Epoche des Musiktheaters des 20. Jahrhunderts eröffnet hat: Musikdrama aus dem Geist der Literatur.

Musikalische Leitung Marc Piollet

Inszenierung Manfred Beilharz

Choreografie Stephan Thoss

Bühnenbild Bernd Holzapfel

Kostüme Renate Schmitzer

Dramaturgie Bodo Busse

Mit Norbert Schmittberg (Herodes), Julia Juon (Herodias), Manuela Uhl (Salome), Thomas J. Mayer (Jochanaan), Martin Homrich (Narraboth), Ute Döring/Inga Lampert (Ein Page), Thomas de Vries (1. Nazarener) Brett Carter (2. Nazarener), Angus Wood (1. Jude), Erik Biegel (2. Jude), Sung-Deok Park (3. Jude), Hye-Soo Sonn (5. Jude, 1. Soldat), Jud Perry (4. Jude), Axel Wagner (2. Soldat), John Holyoke (Ein Cappodocier), Simone Brähler (Eine Sklavin), u.a.

Orchester des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden

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