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Stadtische Bühnen Münster: "Richard III" von William Shakespeare

Premiere 27.10.2007, 19.30 Uhr, Großes Haus

 

Dem Herzog von Gloster, der später als Richard III. den Thron besteigen wird, ist jedes Mittel recht, dieses Ziel zu erreichen. Gloster spricht offen aus, dass er vorsätzliche Boshaftigkeit für seine Machenschaften nutzen will:

„Ich, roh gehauen, fein geschnitten nicht,/ ... ein Auswurf, hinkend und so schief gebaut,/ dass Köter kläffen, hink ich dran vorbei/ ... hab beschlossen hier den Dreckskerl aufzuführn / zu hassen all die Scherze dieser Zeit.“ Nach seiner Logik des Bösen folgt eine Serie von Morden, mit der er unliebsame Konkurrenten aus dem Weg räumt. Ihren Tod finden: sein eigener Bruder Georg, der Herzog von Clarence, König Henry VI. und dessen Sohn Prinz Edward. Gloster gelingt es sogar, Lady Anne, Witwe des ermordeten Prinzen, zu umwerben und zu seiner Frau zu machen. Nach dem Tod Königs Edward IV. nutzt Gloster die Gelegenheit, die Macht an sich zu reißen. Er beeinflusst die Situation und die Politik so geschickt, dass es den Anschein hat, ihm würde die Krone angetragen. Umgehend lässt er die legitimen Thronfolger, zwei Söhne Edwards IV., zu deren Vormund er bestellt war, ebenfalls ermorden. Selbst Lady Anne, die ihm bei der Verfolgung seiner Ziele hinderlich sein könnte, wird sein Opfer. Durch die Heirat mit Elisabeth, der Tochter des vorherigen Königs, will Gloster/ Richard III. sich mit der vor ihm herrschenden Familie enger verbinden. Doch ein Gegenspieler, der Herzog von Richmond, formiert sein Heer zur Schlacht gegen Richard.

 

Richard, Herzog von Gloster, ist einer der größten Schurken, Manipulatoren und Heuchler der Weltliteratur. Neben der Abscheu, die sein skrupelloses und blutrünstiges Vorgehen auslöst, ist die Konsequenz, Geistesgegenwärtigkeit und Geschicklichkeit, mit der er zu Werke geht, nicht ohne Faszination. Irritierend ist auch, dass er mit Lust und Leidenschaft vorzugehen scheint. Richard bleibt, trotz seiner Verstellung und Heuchelei, letztendlich sogar aufrichtig gegenüber sich selbst: er ist sich seiner Taten bewusst, was seinem Charakter eine eigentümliche Größe verleiht. So zeigt Shakespeare die verhängnisvolle Bannkraft, die einem politischen Verbrecher zu eigen sein kann, und legt den Mechanismus rücksichtsloser Machtverfolgung in einer schillernden Studie über Gewalt und Herrschaft offen.

 

Regie: Markus Kopf

Bühne: Manfred Kaderk

Kostüme: Esther Bätschmann

Musik: Kai Niggemann

Choreografie: Laura Delfino

Dramaturgie: Ralph Blase/ Ina Klose

 

Mitwirkende:

Regine Andratschke (Herzogin von York), Christiane Hagedorn (Königin Elisabeth), Cornelia Niemann (Königin Margaret), Carolin M. Wirth (Lady Anne); Matthias Caspari (Herzog von Buckingham), Franz Frickel (Lord Rivers/ Tyrell), Wolf-Dieter Kabler (Lord Stanley), Johannes-Paul Kindler (Gloster, später: Richard III), Benjamin Kradolfer Roth (Herzog von Clarence), Marek Sarnowski (Lord Hastings), Johann Schibli (Sir William Catesby), Wendelin Starcke-Brauer (Sir Robert Brakenbury), Christoph Tiemann (Marquis von Dorset/ Zweiter Mörder)

 

Weitere Vorstellungen im Oktober:

Dienstag, 30. Oktober, 19.30 h

 

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