Auch der Komponist und der Textdichter haben andere Vorstellungen davon, wie ihr Werk auf der Bühne am besten herausgebracht werden könnte. Eigentlich wollte Mamma Agata (gesungen von einer tiefen Männerstimme) nur ihrer Tochter zu einer besseren Rolle verhelfen, doch plötzlich wird sie zur Hauptperson. Nicht nur, dass sie kurzerhand für eine beleidigte Sängerin einspringt, rettet sie schließlich auch noch das ganze Unternehmen vor dem finanziellen Ruin, indem sie ihren Schmuck versetzt. Deshalb kann es am Ende nur heißen: „Viva la Mamma!“
Der Komponist
Der Italiener Gaetano Donizetti (1797 – 1848) gehört zu den erfolgreichsten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts. In der Nachfolge von Rossini und Bellini schlug er die Brücke zu Giuseppe Verdi und war vor allem dem Belcanto verpflichtet. Er besaß einen untrüglichen Theaterinstinkt und verstand es, die Empfindungen seiner Bühnenfiguren musikalisch berührend wiederzugeben. Unter seinen mehr als 70 Opern sicherten ihm vor allem „Der Liebestrank“, „Don Pasquale“, „Lucia di Lammermoor“ und „Anna Bolena“ einen dauerhaften Platz im Repertoire der Opernhäuser.
Entstehung der Oper
„Viva la Mamma!“ war ursprünglich als einaktige Farce für Neapel geplant, wo Donizetti 1827 einen Vertrag mit dem berühmten Impresario Barbaja abgeschlossen hatte, der ihn verpflichtete, innerhalb von drei Jahren zwölf Opern zu schreiben. Donizetti kannte sich also im Theateralltag bestens aus, und so verwundert es nicht, dass aus der Farce bald eine zweiaktige Oper wurde, die eine hinreißende Parodie auf die traditionellen Formen und Inhalte der Gattung Oper und ihrer verletzlichen Protagonisten darstellt und mit großem Erfolg die Ereignisse hinter den Kulissen des Theaters präsentiert.
Textliche Vorlage und Musik
Donizetti benutzte als Vorlage für sein selbstverfasstes Libretto zwei Komödien des italienischen Dichters Simone Sografi: „Le convenienze teatrali (Die Annehmlichkeiten des Theaters)“ und „Le inconvenienze teatrali (Die Unannehmlichkeiten des Theaters)“ – für seine Oper, die sich erst später als „Viva la Mamma!“ durchgesetzt hat, verknüpfte er beide Komödientitel miteinander. Außerdem nahm er Bezug zu eigenen früheren Opern.
Mit der musikalischen Umsetzung des turbulenten Bühnengeschehens gibt Donizetti ein Paradebeispiel seines Humors. Zum Teil persifliert er sich selbst, ahmt aber auch in den gleichzeitig temperamentvollen und karikierenden musikalischen Nummern auf wunderbare Weise den Kompositionsstil Gioacchino Rossinis nach.
(Aufführung in deutscher Sprache)
Musikalische Leitung: Anja Bihlmaier
Inszenierung: Michael Heinicke
Bühne und Kostüme: Peter Sykora
Es singen: Martin Gäbler (Mamma Ágata Toro), Matthias Winter (Der Direktor), Judith Kuhn (Brünnhilde W.), Andreas Kindschuh (Heribert W.), Susanne Thielemann (Luigia), André Riemer (Fjodórowitsch Antoilstoinolónoff), Tiina Penttinen (Dora Heide-Lerche), Kouta Räsänen (Giuseppe Thon), Thomas Mäthger (Paolo Wortmann)