„Liebe! Liebe! Wirst du es denn nie lernen, mit der Vernunft zusammenzugehen?“ fragt der Polizeidirektor, der Des Grieux inhaftiert.
Wer kennt sie nicht, die durchaus mit erzieherischem Hintergedanken geschriebene „Geschichte des Chevalier Des Grieux und der Manon Lescaut“ von Abbé Prevost aus dem Jahr 1731. Als Oper mit französischem Flair (Jules Massenet) oder italienischer Leidenschaft (Giacomo Puccini) vertont, gehört sie weltweit zum Standartrepertoire. Als Ballett ist „Manon“ in der getreu den Roman nacherzählenden Choreographie von Kenneth MacMillan (1974 für das Royal Ballet Covent Garden London geschaffen) noch im Repertoire einiger großer, klassischer Compagnien.
Sergei Vanaev verfolgt in seiner Auseinandersetzung mit dem Stoff wie gewohnt einen eigenen Ansatz. Dem Trio Heldin – Geliebter – kupplerischer Bruder gegenüber gestellt, akzentuiert die Gruppe die Emotionen und Leidenschaften, die die Solisten an- und umtreiben: Launenhaftigkeit, Selbstsucht, Sexbesessenheit. Als „Spiritus rector“ des Geschehens verkörpert Wen-Hua Chang die Extreme – Schwarz oder Weiß – und zwingt zur Stellungnahme – graue Unverbindlichkeit ist ausgeschlossen.
Dass die Musik vom Tonband kommt, ermöglicht interessante Entdeckungen und neue Hörerfahrungen.
Nach seiner Verletzungspause wird Michael Scicluna wieder zu sehen sein, zwei Gasttänzerinnen ergänzen das Ensemble.
Leitung: Vanaev, Bluth, Stanisic; Ensemble: Anna Calvo Gómez, Wen-Hua Chang, Vanessa Erdmann, Justyne Li-Sze Yeung; Kai Braithwaite, José Martinez Grau, Pablo Sansalvador, Michael Scicluna, Kevin Yee-Chan.