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Stadttheater Bremerhaven: "Rosenkranz und Güldenstern sind tot", Tragikomödie von Tom Stoppard

PREMIERE 2. Oktober 2021, 19:30 Uhr // Großes Haus

Rosenkranz und Güldenstern spielen gerne. Zum Beispiel Münzenwerfen. Dass aber an diesem Tag Rosenkranz zweiundneunzigmal hintereinander Kopf hat, geht zu weit. Güldenstern ahnt, dass irgendetwas ganz Grundlegendes aus den Fugen geraten sein muss, und Rosenkranz wundert sich, aber mehr auch nicht.

Copyright: Stadttheater Bremerhaven

Doch plötzlich erinnern sie sich: Da war ein Bote, der sie an den Hof nach Helsingör gerufen hat. In diesem Moment tritt ein fahrender Schauspieler auf und warnt die beiden davor, sich in die Handlung verwickeln zu lassen.

In der Folge erlebt das Publikum die berühmte Shakespeare-Tragödie quasi von hinter der Bühne. Inklusive Hamlets gespieltem und Ophelias echtem Wahnsinn, dem Mord an Polonius und dem nachgespielten Königsmord an Hamlets Vater durch dessen Bruder, dargestellt von einer fahrenden Gauklertruppe. Nur Rosenkranz und Güldenstern erklärt niemand, was hier eigentlich gespielt wird.

Tom Stoppard, als Kind jüdischer Eltern 1937 in der Tschechoslowakei unter dem Namen Tomáš Sträussler geboren, stellt in seinem bekanntesten Stück ein Komiker-Duo à la Dick und Doof in eine Welt, in der sich jede Ordnung aufgelöst hat, Wissen zur Meinung verkommen ist und eine falsche Entscheidung tödlich sein kann. Die Verfilmung von 1992 mit Gary Oldman und Tim Roth gewann den Goldenen Löwen in Venedig.

Die Bühne als magischer Ort

Schauspielleiter Peter Hilton Fliegel ging es in der Setzung dieses Stückes vor allem darum, gerade nach dieser Zeit zu zeigen, was das Theater alles kann. Es geht um die Frage, warum ist die Bühne so ein magischer Ort ist, der uns veranlasst, uns all abendlich auf diese zu stellen oder in den Zuschauerraum zu setzen. Andererseits beschreibt Stoppard in seinem Stück aber auch eine Welt, in der es keine Wahrheit mehr gibt, und in der der Zerfall vieler gesellschaftlicher Verabredungen, spürbar wird. Die Welt und Dinge, die früher klar waren, fühlen sich ungreifbar an. Das kennen wir heute und den Figuren im Stück geht es genauso.

Absurdes Theater

Es macht große Freude, nicht nur die Absurdität zu sehen, sondern sich auch wiederzuerkennen in den beiden, die immer wieder den Versuch unternehmen, den nächsten Schritt geregelt zu bekommen, es aber einfach nicht schaffen. Das ist komödiantisch und berührend zugleich.

Hamlet als Grundlage

Anders als bei anderen Autoren des absurden Theaters, wie z.B. Beckett, ist die Rahmenhandlung hier durch Shakespeares «Hamlet» vorgegeben. Die wenigen Szenen, in denen Rosenkranz und Güldenstern in «Hamlet» auftreten, finden auch als Hamlet-Szenen auf der Bühne statt. Der Kniff, den Stoppard hier wagt, ist, durchzuspielen, was mit den beiden Protagonisten passiert, wenn sie nicht an der Reihe sind, dh. der Shakespeare-Text ihnen weder Daseinsgrundlage noch Sicherheit verspricht. Regisseur Tobias Rott verspricht auch ohne Hamlet-Kenntnisse einen vergnüglichen Abend.

 ROSENKRANZ UND GÜLDENSTERN SIND TOT
Tragikomödie von Tom Stoppard

INSZENIERUNG                                               Tobias Rott
BÜHNE & KOSTÜME                                     Susanne Füller
DRAMATURGIE                                              Peter Hilton Fliegel

ROSENKRANZ                                                Leon Häder
GÜLDENSTERN                                               Dominik Lindhorst-Apfelthaler
DER SCHAUSPIELER                                     Henning Bäcker
HAMLET                                                             Marsha Zimmermann
KÖNIG                                                               Frank Auerbach
KÖNIGIN                                                           Isabel Zeumer
OPHELIA                                                            Isabel Zeumer
POLONIUS                                                       Marc Vinzing
ALFRED                                                              Farid Alabed
TRAGÖDEN                                                     Oktay Bagci, René Marechal, Bahoz Sayid, Henry Schampatis, Ivo Rodriguez Barthel

Weitere Termine:
10. Oktober 2021 / 23. Oktober 2021 / 5. November 2021 / 21. November 2021 (15:00 Uhr) / 9. Dezember 2021

Mit freundlicher Unterstützung der Volksbank eG Bremerhaven-Cuxland.

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