Tanz Made in Berlin präsentiert in diesen Tagen die ästhetische Vielfalt des Tanzes in Berlin – exemplarisch für die Kreativität der Künstler in dieser Stadt. Gern als Zukunftspotential und Wachstumsfaktor dieser Stadt gepriesen, als flexible, effiziente, sich lustvolle Selbstausbeuter gehören die Künstler zu den ärmsten Schichten der Gesellschaft. Eine aktuelle Studie gibt ein monatliches Einkommen unter 856 € als Schwelle zur Armut an – von Akteuren in der Kunstszene wird diese Schwelle längst unterschritten, von den Zukunftsaussichten (Rente?) ganz zu schweigen. Was hat man also von der Armut, außer dass sie sexy macht?
Aber Künstler haben Lust und Energie, über ihre prekären Arbeitsverhältnisse nicht ins Jammern zu verfallen, sondern ihre wirtschaftliche Lage selbst zu gestalten, eine eigene, neue Ökonomie zu entwerfen und Visionen für eine Kulturgesellschaft zu entwerfen. An diesem Nachmittag im Podewils’schen Palais in Berlin-Mitte werden wir ein hoch-kompetentes Fachpodium mit Fragen, Anregungen und Impulsen von Künstlern konfrontieren:
Mit Charles Guillaume – verantwortlich für die Vermittlung von Künstlern bei der Arbeitsagentur – schlagen wir uns durch den Dschungel der Fördermöglichkeiten von Arbeitsförderung, Künstlersozialkasse und Riesterrente, Tipps und Tricks zur sozialen Förderung inklusive.
Mit Cornelia Dümcke – Kulturökonomin und Kulturberaterin, die u.a. derzeit an einem Stiftungsmodell zur Künstlerförderung arbeitet – diskutieren wir über Zukunftsvisionen für die Lebensbedingungen von Künstlern: zwischen Grundeinkommen und profitablen Unternehmertum.
Mit Barbara Kisseler hat zudem eine hochkarätige Vertreterin der Landespolitik zugesagt. Als Chefin der Senatskanzlei hat die Kultur eine Vertreterin in zentraler Position: Wenn der Regierende Kultursenator und der Kulturstaatssekretär darauf verweisen müssen, dass der Kulturhaushalt gedeckelt ist, dann besteht aber mit der Chefin der Senatskanzlei die Chance, ressortübergreifend zu diskutieren, wo Geld für die Künstler – ob in der Arbeitsförderung, im Bildungsressort oder... – in anderen Ressorts geholt werden muss. Nimmt Berlin – exemplarisch für die Bundesrepublik – diese Zukunftsressource Kultur ernst – dann müssen Künstler für die Entwicklung dieser Ressource, also ihre eigene Entwicklung, Ideen liefern und die Politik die Chance der Gestaltung ergreifen.