«Stirbt ein Mensch / Stirbt die Welt das alles / Habe ich / Geschaffen», lauten die ersten Sätze des Stücks. Und beide Aspekte, das Ende eines Menschen und der Zerfall seines Universums, bilden den inhaltlichen Kern des Textes. Erzählt wird das lange Sterben des krebskranken Geflügelproduzenten Damunt, der – gefesselt an einen Infusionsständer – spätnachts das stillgelegte Gelände seiner Farm und Schlachterei betritt. Mit Müh und Not ist er aus dem Spital entkommen. Er ist «krankes Fleisch», seine Frau Cecile und
die Ärzteschar suchen ihn fieberhaft. Als die Tore der Halle sich schliesslich öffnen, steht Damunt fassungslos vor der «Trümmerwelt» der ausgeräumten
Fabrik. Seine Frau hat alle Kühlmotoren und Förderbänder an die Konkurrenz verkauft, um die teuren und letztlich aussichtslosen Spezialbehandlungen des unheilbar Kranken bezahlen zu können.
Während Damunt «die Spritzen, das Würgen, das Kotzen» seiner aufwendigen Therapie durchlief, zerfielen die Hallen wie sein Körper mehr und mehr. Im Zorn und im Rausch der Schmerzmittel beschliesst Damunt, noch einmal von vorn anzufangen. Erinnerungen an die einstige Grösse der Firma werden wach und der einstige Boss befiehlt, eine neue Aufzucht zu beginnen. Dieses Treiben nimmt absurde Formen an: Das Licht wird auf «Abend» gestellt, die Luft mit «Frühling» durchweht, die Böden werden gespritzt und zumindest die Ratten beginnen so nach und nach zu ersaufen. Die Geschäftigkeit wird zum morphiumtrunkenen Spektakel, bleibt am Ende aber ohne Ergebnis.
Dieser Stoff zählt zu den wichtigsten Texten des Innerschweizer Autors Thomas Hürlimann und wurde im Jahr 1984 uraufgeführt. Mitte der 90er Jahre arbeitete der Autor das Stück zu einem Libretto um. Für die Luzerner Fassung hat Thomas Hürlimann nun nochmals neue Textpassagen verfasst. Modifiziert und unter der Regie von Volker Hesse kommt der «Stichtag» in Luzern als performanceartiger Theaterabend zur Aufführung.
Das Stück wird von einem Bläserensemble, Perkussion sowie einem Sprech-, Flüster- und Schreichor, unter der musikalischen Leitung von Christian Zehnder, unterstützt und führt die ZuschauerInnen durch die Räume des SÜDPOLs. Der Regisseur Volker Hesse hat in der Innerschweiz zuletzt das
Einsiedler Welttheater sowie die Tellspiele in Altdorf inszeniert. Auch in Luzern arbeitet er mit professionellen und nichtprofessionellen DarstellerInnen, vermischt verschiedene Kunstsparten und experimentiert
mit den Räumen.
MIT: Prisca Anderhub, Ragna Guderian, Ursula Hildebrand, Bettina Riebesel, Marcel Felder, Dave Gilgen, Hans Jürg Müller, Erich Slamanig, Stefan Suske und einem Chor aus TheaterspielerInnen aus Luzern und der Region, MusikerInnen der Brassband Bürgermusik Luzern und der Musikschule Luzern
PRODUKTIONSTEAM: Volker Hesse (Inszenierung), Christian Zehnder (Musik/Chor), Hyun Chu (Raum), Ulrike Scheiderer (Kostüme), Gérard Cleven (Licht), Bernd Isele (Dramaturgie)
IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM SÜDPOL, DER BRASSBAND BÜRGERMUSIK LUZERN, DER MUSIKSCHULE LUZERN UND DER FREIEN KULTURSZENE LUZERNS UND DER REGION
WEITERE VORSTELLUNGEN: 9.11., 13.11., 19.11., 20.11., 3.12., 5.12., 6.12., 14.12., 17.12., 18.12.2008,
jeweils 20.00 Uhr
SÜDPOL-Eröffnungswochenende: vom 7. bis 9. November 2008 (Detailprogramm unter:
www.suedpol-luzern.ch)