Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Szenische Uraufführung: „Des Menschen Unterhaltsprozess gegen Gott" - Funkoratorium von B.A. Zimmermann nach Calderón - Volksbühne BerlinSzenische Uraufführung: „Des Menschen Unterhaltsprozess gegen Gott" -...Szenische Uraufführung:...

Szenische Uraufführung: „Des Menschen Unterhaltsprozess gegen Gott" - Funkoratorium von B.A. Zimmermann nach Calderón - Volksbühne Berlin

Premiere am 26. November 2018, 19:00 Uhr Volksbühne Großes Haus

Der erste Mensch gegen Gott: Calderóns Welttheater aus dem spanischen Barock („Los alimentos del hombre“) inszeniert den Zweikampf des ersten Menschen gegen Gott: Gott lässt Adam aus dem Paradies plumpsen, als dieser sich über ihn erhebt. Auf der Erde gelandet, muss er ein schnödes Menschendasein führen. Der bäuerliche Umgang mit Ackergerätschaften sind Adams Ding nicht. Denkmann und Fressmann helfen ihm vergeblich. Zum Glück erscheint der Teufel und rät Adam zu einer Klage gegen Gott, auf Alimente. Das große metaphysische Gerichtstheater kann beginnen. Alimentieren statt randalieren! Almosen für die Gottlosen! Absolution statt Revolution!

 

Copyright: Marina Naprushkina

Der 100. Geburtstag von Bernd Alois Zimmermann gab Anlass zu schauen, welche seiner Werke aus der Erinnerung nach vorn zu holen sind. Sein unbekanntes Funkoratorium ist eine Komposition aus der Stunde Null, aus dem zerbombten Köln nach dem Zweiten Weltkrieg. Es war der verzweifelte Versuch, die Deutschen zu entnazifizieren, indem man sie zum katholischen Glauben zurückführen wollte. Eine Mission übers Ohr, die verhallte. Dazu wurde viel aufgeboten: Melodram, Oper, Theater und frühe Versuche auf dem Gebiet elektronischer Musik vermischen sich. Man meint die vier Besatzungszonen zu hören: Französischer Klangreichtum wie bei Debussy, Jazz-Elemente amerikanischer GI-Soldaten, Zitate aus dem Ballett russes sind stilistische Elemente der Zimmermannschen Musik.

B.A. Zimmermann stellte sich ein Theater vor, „welches nicht schlechter ausgerüstet ist als ein Weltraumschiff, Weltraumschiff des Geistes; insgesamt eine Großformation. Die einer ganzen Stadtlandschaft ihr Gepräge zu leihen vermag.“ Wie steht es gegenwärtig um die schöne Idee eines solchen Universalismus im Theater? Lässt sich der Anspruch auf ein großes Welttheater - und sei es nur für eine Stadt - aufrecht erhalten?

Das Funkoratorium nach Calderón de la Barca wurde 1952 vom Nordwestdeutschen Rundfunk produziert und nur einmal gesendet und ist jetzt – unter der Mitwirkung von 130 Chorsänger*innen, 50 Musiker*innen und 12 Schauspieler*innen – zum ersten Mal auf einer Theaterbühne zu erleben:

Regie: Christian Filips
Musikalische Leitung: Kai-Uwe Jirka
Kammersymphonie Berlin
Haupt- und Mädchenchor der Sing-Akademie zu Berlin

Männer des Staats- und Domchors Berlin
Ensemble PHØNIX16
Faleh Khaless (Oud)

Mit: Susanne Bredehöft, Margarita Breitkreiz, Samia Dauenhauer, Ariel Nil Levy, Ali Nawras, Stefan Paul, Silvia Rieger, Elias Schockel, Mex Schlüpfer und Hubert Wild sowie Aniol Kirberg von der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch sowie Kenan Abouaasi und Ali Nauras aus der Neuen Nachbarschaft Moabit

Eine Koproduktion mit der Sing-Akademie zu Berlin und Deutschlandradio.

Karten sind an der Tageskasse der Volksbühne, am Telefon über +49 (0)30 2406 5777 und online erhältlich.

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

REIZVOLLES SPIEL MIT KLASSISCHEN FORMEN -- Konzertabend beim deutsch-türkischen Forum mit Gülsin Onay und Erkin Onay im Hospitalhof STUTTGART

Sie ist Staatskünstlerin der Türkei und eine renommierte Pianistin: Gülsin Onay. Sie trat auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Zusammen mit ihrem Sohn Erkin Onay (Violine)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

SZENEN OHNE ILLUSIONEN -- "Tosca" von Giacomo Puccini in der Staatsoper Stuttgart

Kann Kunst unsere Wirklichkeit beeinflussen? Diese Frage steht als zentrales Thema im Zentrum der Inszenierung von Willy Decker, dessen Figuren sich in Puccinis "Tosca" in einem schwarzen Kasten…

Von: ALEXANDER WALTHER

RETTET DIE FRAUEN! -- Premiere "Zertretung" von Lydia Haider im Schauspiel Nord STUTTGART

Die 1985 in Oberösterreich geborene Lydia Haider hat hier einen radikalen Text vorgelegt, der zuweilen an Rainald Goetz erinnert. Die zentrale Frage lautet: Wie geht man mit einem System um, das…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑