Die Reise des Auswanderers Karl Roßmann findet im Kopf statt, von
der Einfahrt in den Hafen New Yorks bis zur finalen Zugfahrt zum großen Naturtheater von Oklahoma ist es die Odyssee eines Anschlusssuchenden, der bis zuletzt nicht an der eigenen Isolation verzweifelt und vielleicht sogar am Ende im Theater Oklahomas jenes Zuhause findet, das er fortwährend suchte. Kafkas epochales Werk schildert zu Beginn des 20. Jahrhunderts hellsichtig die Figur des „Vertriebenen“ – vertrieben durch die Eltern, vertrieben aus Europa.
Die Geschichte eines Heimatlosen, dem Amerika nicht wie Hunderttausenden von freiwilligen Auswanderern zum Ort der Verheißung wird, sondern zum Land des sozialen Abstiegs – ein Antibild zu Familien wie den irischen Kennedys oder deutschen Kaufmannsfamilien, die sich dort eine neue Existenz aufbauten. Kafka ermöglicht durch die Schilderung der Welt der Moderne, ihrer gigantischen Verkehrsströme, ihrer hektischen Arbeitswelt unser erinnerndes Erstaunen darüber, dass all das, was wir als normal empfinden, erst seit Kurzem so ist. Kafkas Roman wird inszeniert als Phantasma und Erlebnis eines einzigen Schauspielers.
Regie Bastian Kraft
Ausstattung Peter Baur
Es spielt Philipp Hochmair
Weitere Vorstellungen am 13., 17. und 22. September jeweils um 20 Uhr.
Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de