Aber Lessing lässt Nathan sich das Leben zurückerobern – Lessing widmet diesem Kampf um Wiedererlangung der Würde, um Wiedererlangung des Glaubens an den Menschen sein Stück.
Ziehtochter Recha ist hierzu Nathans Heilsweg. Denn das ist das Unfassbare: Nathan wird sich einer Christin annehmen, auch wenn Christen es waren, die seine Familie, den Sinn, am Leben zu sein, auslöschten. Nathan wird die junge Recha aufziehen, als wäre es die eigene Tochter. Durch sie wird die Wahrscheinlichkeit Nathan erst zur Wirklichkeit Nathan. In Recha überwindet er das, wie es scheint, Unüberwindliche: dass die Geschichte stets wiederkehrt, dass Gleiches sich stets mit Gleichem vergilt. Nathan setzt eine Metaphysik der aufgeklärten Selbstüberwindung gegen die nackte Physik der Selbstbehauptung und das in Zeiten, da Kreuzzüge Häuser wieder abbrennen. Da ein Sultan Tempelherren hinrichten lässt, und Tempelherren Waffenruhen brechen. Nathan gibt ein Versprechen: dass der Mensch in Würde frei sein kann, frei von jeder diesseitigen wie jenseitigen Bevormundung, befreit von jeder Abhängigkeit, frei aus sich selbst heraus. Dass der eine und der ganz andere sie selbst, und sie beide darin grundverschieden sein können und doch eines beide zusammenhält: ein Mensch zu sein. Es ist ein Versprechen. Und ist auch ein unmissverständlicher Anspruch: die Erziehung eines Menschengeschlechtes.
„Nathan der Weise“ ist eine Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Köln.
Regie Nicolas Stemann
Katrin Nottrodt
Kostüme
Marysol Del Castillo
Musik
Sebastian Vogel und Thomas Kürstner
Video
Claudia Lehmann
Dramaturgie
Benjamin von Blomberg
Darsteller
Katharina Matz
Felix Knopp
Philipp Hochmair
Christoph Bantzer
Patrycia Ziolkowska
Sebastian Rudolph
Birte Schnöink
Maja Schöne