Gottlieb Biedermann begegnen in den Brandstiftern jene Gespenster des Fremden, die der sich zunehmend verschärfende gesellschaftliche Diskurs über «Ausländer» hervorbringt: zwei kriminelle Migranten. Obwohl er kein gutes Gefühl dabei hat, obwohl sie fässerweise Benzin auf dem Dachboden stapeln, lässt Biedermann sie nicht nur in sein Haus, sondern er händigt ihnen sogar die Zündhölzer aus …
Volker Lösch und sein Team verstehen Max Frischs «Biedermann und die Brandstifter» als Angstfantasie von der von sogenannten Ausländern bedrohten Heimat: Man lebt zufrieden, ist beruflich erfolgreich. Eines Tages stehen zwei Fremde vor der Tür und wollen nicht mehr gehen. Und wehe, man hat nicht den Mut, sie rauszuwerfen … Ein Brand von apokalyptischen Ausmassen scheint die logische Konsequenz. In Person der beiden Brandstifter begegnen Gottlieb Biedermann jene bedrohlichen Gespenster des Fremden und Unheimlichen, die seine tief sitzende Furcht um Position und Status hervorbringt.
Die Inszenierung wird sich mit den Bildern vom Eigenen und Fremden auseinandersetzen, die unser Zusammenleben prägen. Eine wichtige Rolle spielen dabei zwei Sprechchöre: ein patriotisch gesinnter Chor der Feuerwehrleute und ein Chor von Basler AusländerInnen, PapierlischwyzerInnen, MigrantInnen, Flüchtlingen, Einwanderern und Einwanderinnen, Secondos, Secondas etc., die von ihren Begegnungen mit den Einheimischen, ihren Lebensumständen und den Anstrengungen der Anpassung erzählen. Sie stammen aus vielen Ländern und sie sind nicht auf einen Nenner zu bringen.
Der Regisseur Volker Lösch arbeitet in seinen Inszenierungen häufig mit Profis des jeweiligen Schauspielensembles und Vetreter/innen von unterschiedlichsten sozialen Gruppen. Lösch hat bisher über 70 Inszenierungen realisiert, u. a. an Theatern in Basel, Berlin, Bonn, Bremen, Essen, Dresden, Düsseldorf, Freiburg, Graz, Hamburg, Leipzig, Montevideo, Stuttgart und Zürich. Von 2005 bis 2013 war er Hausregisseur und Mitglied der künstlerischen Leitung am Staatstheater Stuttgart. Im Jahr 2006 wurde Volker Lösch für den deutschen Theaterpreis «Faust» nominiert. Seine Inszenierung von «Marat, was ist aus unserer Revolution geworden» nach Peter Weiss am Schauspielhaus Hamburg wurde zum Berliner Theatertreffen 2009 eingeladen. 2013 hat er den renommierten Lessingpreis des Landes Sachsen erhalten.
Aus gegebenem Anlass empfiehlt die Theaterleitung den Besuch der Vorstellung für Zuschauer ab 16 Jahren.
Regie: Volker Lösch
Bühne: Sarah Roßberg
Kostüme: Teresa Grosser
Chorleitung: Bernd Freytag
Dramaturgie: Christoph Lepschy
Illustration: Giovanna Bolliger
Sounddesign: Amadis Brugnoni
Mit: David Berger, Andrea Bettini, Claudia Jahn, Cathrin Störmer, Jan Viethen, Feuerwehrchor und
Basler Bürgerchor