Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Theater Biel Solothurn: «Evgeny Onegin» von Piotr I. TschaikovskyTheater Biel Solothurn: «Evgeny Onegin» von Piotr I. TschaikovskyTheater Biel Solothurn:...

Theater Biel Solothurn: «Evgeny Onegin» von Piotr I. Tschaikovsky

Premiere Biel: Freitag, 2. November 2012, 19.30 Uhr, Stadttheater

Premiere Solothurn: Mittwoch, 21. November 2012, 19.30 Uhr, Stadttheater. -----

Eine „Enzyklopädie des russischen Lebens“ nannte die Literaturkritik Puschkins Versroman Evgeny Onegin schon kurz nach dessen Erscheinen. Kein Wunder liess sich der Komponist Tschaikovsky leicht überzeugen den Stoff zu vertonen – und schuf dabei gleich ein neues Operngenre.

 

 

Mittlerweile gilt sein Evgeny Onegin als die bekannteste Oper in russischer Sprache. Das Theater Biel Solothurn bringt diese „Lyrischen Szenen“ in der Inszenierung des jungen Deutschen Andreas Rosar und mit Bojidar Vassilev als Titelfigur in der russischen Originalfassung auf die Bühne. Premiere ist am 2. November 2012 im Stadttheater Biel.

 

Tatjana und Olga leben mit ihrer Mutter Larina und der Amme Filipjevna auf einem Gut in Russland. Die zwei Schwestern sind sehr ungleich: die romantische Tatjana liest viel, Olga ist unkompliziert, lebenslustig und mit dem schreibenden Nachbarn Lenski verlobt. Eines Tages bringt Lenski seinen alten Freund Evgeny Onegin mit, der aus der Stadt auf das Gut seines Onkels zurückkehrt. Tatjana verliebt sich sofort in den dandyhaften Onegin und schreibt ihm in der folgenden Nacht einen Brief. Doch Onegin weist sie kühl zurück. Auf dem Landball kurz darauf tanzt Onegin zuerst mit Tatjana, später aber nur noch mit Olga, um Lenski zu provozieren, der ihn zu diesem langweiligen Ball überredet hatte. Lenski ist ausser sich und fordert Onegin zum Duell, das keinen Sieger haben kann...

 

Die als „Lyrische Szenen“ umschriebene Oper bildet einen ersten Höhepunkt in Tschaikovskys Laufbahn als Opernkomponist. Sie ist das Ergebnis der langen Suche Tschaikovskys nach einem neuartigen Operntyp, der nicht der damals üblichen Heroik und Opulenz entsprach, sondern vielmehr die Nöte und den Alltag durchschnittlicher russischer Adliger der Zeit thematisierte. Tatjana entsprach als leidenschaftliche, aber moralisch integre Frau dem Idealbild der Russin. Tschaikovsky arbeitete ungewöhnlich stark an der Umsetzung des Versromans zum Libretto mit und das Resultat ist ein Destillat der puschkin‘schen Vorlage: das Libretto erhält viele Elemente von Puschkins Roman und gilt als eine gelungene Umsetzung der Figurenkonflikte des Originals in die Musikdramatik.

 

Dieser Nähe zwischen Roman und Libretto bleibt die Inszenierung von Andreas Rosar treu – er sieht Puschkins Roman nicht als Hintergrundinformation, sondern als direkte Quelle der Inspiration. „Wir haben uns in den Proben oft gefragt: Wie würde Puschkin das sehen?“, sagt der Jungregisseur, dessen letzte Inszenierung Antigona vergangene Saison am Armel Opernfestival im ungarischen Szeged mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde. Das Bühnenbild von Martin Warth zieht seine Inspiration aus kulturellen Substanz des Originals und zitiert Bilder aus dem russischen Alltag: das Leben auf dem Land, die religiös-ausgelassenen Volksfeste, die Kargheit des Bodens und die Kälte des Winters. Es ist eine Anlehnung an Tschaikovskys Musik, die ebenfalls einige Reminiszenzen an russische Volkslieder enthält. Darüber legt sich eine Szenerie von bitterer Nostalgie, die von verpassten Möglichkeiten, zerstörten Träumen und der Härte des Schicksals erzählt. Es ist vor allem die Frage nach dem Schicksal und der Umgang mit diesem, die den Regisseur Andreas Rosar interessiert. In seiner Inszenierung versucht er diese existenziellen Fragen neu zu stellen.

 

Evgeny Onegin

Lyrische Szenen in drei Akten und sieben Bildern von Piotr I. Tschaikovsky

Libretto von Piotr I. Tschaikovsky und Konstantin Schilovsky

Nach dem Roman in Versen von Alexandr Puschkin

 

Musikalische Leitung Harald Siegel

Inszenierung Andreas Rosar

Bühne und Kostüme Martin Warth

Choreographie Joshua Monten

Dramaturgie Merle Fahrholz

Chorleitung Valentin Vassilev

 

Larina Nadia Catania*

Tatjana Tatjana Gazdik / Céline Steudler*

Olga Violetta Radomirska

Filipjevna Domenika Gajdzis*

Evgeny Onegin Bojidar Vassilev

Lenski Valery Tsarev / Oleg Sopunov*

Gremin Yongfan Chen-Hauser

Zaretsky und Hauptmann Dzianis Yantsevich*

Triquet und Guillot Konstantin Nazlamov / Pawel Grzyb

Vorsänger Valentin Vassilev

*Studierende/r der Hochschule der Künste Bern, Schweizer Opernstudio

 

Chor des Theaters Biel Solothurn

Sinfonie Orchester Biel

 

Vorstellungsdaten

Biel:

FR 02.11.2012 19:30 PREMIERE

FR 09.11.2012 19:30

MI 14.11.2012 19:30

SO 16.12.2012 19:00

FR 04.01.2013 19:30

DI 08.01.2013 19:30

SO 24.02.2013 17:00

DO 21.03.2013 19:30

 

Solothurn:

MI 21.11.2012 19:30 PREMIERE

SA 08.12.2012 19:00

FR 28.12.2012 19:30

DO 24.01.2013 19:30

MI 30.01.2013 19:30

 

Gastspiele:

DO 29.11.2012 20:00 Casino Theater Burgdorf

SA 01.12.2012 19:30 Kurtheater Baden

FR 21.12.2012 19:30 Schadau-Saal Thun

SA 12.01.2013 19:30 Theater «La Poste» Visp

 

Änderungen vorbehalten

 

 

 

Lyrische Szenen in drei Akten und sieben Bildern

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 20 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

SZENEN OHNE ILLUSIONEN -- "Tosca" von Giacomo Puccini in der Staatsoper Stuttgart

Kann Kunst unsere Wirklichkeit beeinflussen? Diese Frage steht als zentrales Thema im Zentrum der Inszenierung von Willy Decker, dessen Figuren sich in Puccinis "Tosca" in einem schwarzen Kasten…

Von: ALEXANDER WALTHER

RETTET DIE FRAUEN! -- Premiere "Zertretung" von Lydia Haider im Schauspiel Nord STUTTGART

Die 1985 in Oberösterreich geborene Lydia Haider hat hier einen radikalen Text vorgelegt, der zuweilen an Rainald Goetz erinnert. Die zentrale Frage lautet: Wie geht man mit einem System um, das…

Von: ALEXANDER WALTHER

ATEMLOSE HÖHENFLÜGE -- SWR Symphonieorchester mit Busoni und Sibelius im Beethovensaal der Liederhalle/STUTTGART

Zwei unterschiedliche Zeitgenossen standen diesmal im Zentrum: Jean Sibelius und Ferrucio Busoni. Immerhin weiß man, dass beide in Helsinki Schumanns Klavierquintett in Es-Dur gemeinsam musizierten.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑