Helena bittet deshalb Venus, die Göttin der Liebe, ihr wieder mal einen Liebhaber zu schicken. In Sparta findet ein Wettkampf statt. Einer der Teilnehmer ist Prinz Paris aus Troja, der sich – getarnt als Schäfer – unter die Leute gemischt hat. Paris besticht den Grossaugur Kalchas, damit er bei seinem Werben um Helena für günstige Umstände sorge. Kalchas verkündet dem Volk, die Götter hätten befohlen, dass sich Menelaos nach Kreta begeben müsse. Schweren Herzens tritt dieser die Reise an.
Helena lässt sich nicht zweimal bitten und verbringt mit Paris eine ausgelassene Liebesnacht. Doch Menelaos kehrt früher als erwartet zurück. Er ertappt seine Frau beim Seitensprung und lässt den Rivalen verhaften. Doch diesem gelingt die Flucht.
Im Badeort Nauplia, wo sich alles, was in Griechenland Rang und Namen hat, erholt, will Menelaos die Schuldfrage um den Seitensprung endlich geklärt sehen. Seine Gattin behauptet nämlich, unverschuldet in eine Notlage geraten zu sein. Der Grossaugur fordert Helena auf, mit ihm nach Cythere zu fahren, um dort hundert weisse Schafe zu opfern. Menelaos selber weist seine Gattin an, dem Befehl Folge zu leisten und das Schiff zu besteigen. Sobald das Schiff abgelegt hat, enttarnt sich der Grossaugur als Prinz Paris, der Helena nun endgültig entführt.
Die Entführung der schönen Helena ist in der griechischen Mythologie der Auslöser des Trojanischen Krieges. Die vereinten Griechen zogen gegen Troja, um Menelaos’ Schmach zu rächen.
Jacques Offenbach (1819-1880) gilt als Begründer der Operette als eigenständiges Genre. Heute verstehen wir unter Operette jedoch meist die Werke etwa von Johann Strauss oder Franz Lehar. Offenbach selber bezeichnete seine leichten Werke als Opéra-bouffes, auf Deutsch manchmal ‚Offenbachiaden’ genannt.
1833 wurde der in Köln geborene Offenbach von seinem Vater nach Paris geschickt, wo er von Luigi Cherubini am Conservatoire als Cellist aufgenommen wurde. Danach arbeitete er als Cellist an verschiedenen Theatern und an der Opéra-Comique in Paris, wobei er sich einen Ruf als hervorragender Virtuose erspielte und mit den grossen Pianisten der Zeit wie Franz Liszt und Felix Mendelssohn auftrat.
1849 wurde er Dirigent am Théâtre Français, für das er die Bühnenmusik zu den Stücken schrieb. 1855 erwarb Offenbach die Lizenz für das ‚Théâtre des Bouffes Parisiens’. Dort feierte er bald grosse Erfolge; die Zuschauer kamen in Strömen, um seine frivolen Stücke zu sehen und um dem Star Hortense Schneider zu huldigen. Sie war die unumstrittene Diva in seinen Erfolgsstücken wie „La belle Hélène“, „La Grande-Duchesse de Gérolstein“ oder „La Périchole“.
Offenbach verbindet schwungvolle, eingängige Musik mit einer meist satirisch-hintergründigen Handlung, die Anspielungen auf die Sitten, Personen und Ereignisse seiner Zeit, dem Zweiten Kaiserreich unter Napoleon III., aufweist. Dem vollen Klang der Wiener Operette setzt er einen eher schlanken, durchsichtigen Klang gegenüber.
1877 begann Offenbach mit der Komposition seiner einzigen Oper „Les contes d'Hoffmann“, die er jedoch nicht selber vollenden konnte. Offenbachs bekannteste Musikstücke sind die letzte Tanznummer aus „Orphée aux enfers“, die ursprünglich ‚Galop infernal’ hiess, heute jedoch als ‚French Cancan’ berühmt ist, sowie die ‚Barcarole’ aus „Les contes d'Hoffmann“.
La belle Hélène (Die schöne Helena)
Opéra-bouffe von Jacques Offenbach
Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy
Uraufführung: 17. Dezember 1864 in Paris (Théâtre des Variétés)
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung Harald Siegel
Inszenierung Vincent Tavernier
Bühne Claire Niquet
Kostüme Erick Plaza Cochet
Chorleitung Valentin Vassilev
Hélène, Gattin des Ménélas Violetta Radomirska
Pâris, trojanischer Prinz Valery Tsarev
Ménélas, König von Sparta Konstantin Nazlamov
Agamemnon, König der Könige Bojidar Vassilev / Chasper-Curò Mani*
Oreste, Sohn des Agamemnon Annina Haug
Calchas, Grossaugur Yongfan Chen-Hauser / Matthieu Heim*
Achille, König Valentin Vassilev
Ajax premier, König von Salamis Fabio de Giacomi
Ajax deuxième, König von Lokris Pawel Grzyb *
Bacchis, Vertraute Hélènes Szabina Schnöller*
Leoena und Première jeune fille Anna Gössi*
Parthoenis und Deuxième jeune fille Stephanie Szanto*
Philocôme, Tempeldiener Laurent Grosjean / Yves Auderset
Euthycles, Schlosser Pascal Jost / Olivier Champion
Chor des Theater Biel Solothurn
Sinfonie Orchester Biel
*Studierende/r der Hochschule der Künste Bern, Schweizer Opernstudio
In Kooperation mit der Opéra de Rennes