Wie Benjamin Britten in seiner ersten großen Oper die brüchige Oberfläche einer nur scheinbar funktionierenden Dorfgemeinschaft seziert, die sich angesichts eines willkommenen »Sündenbocks« in eine wütende Meute verwandelt, ist großartig und beängstigend zugleich. Peter Grimes ist aber viel mehr als eine weitere Variation des Themas »Einer gegen Alle«. Zwischentöne und Andeutungen lassen die Interpretation zu, dass hier ein schicksalhaft wiederkehrendes »Trauma« die Dorfbewohner und vielleicht sogar die ganze Menschheit in seinem Bann hält: Das Prinzip »pars pro toto« war schon immer integrativer Bestandteil der Gattung Oper. Die eigentliche Überraschung jedoch ist Brittens Musik, die das Meer zum Spiegel des Geschehens macht, das Sich-Aufbäumen des Mobs unerhört dramatisch in Szene setzt und der misanthropischen Titelfigur ein Maximum an Sympathie und Emotion zubilligt.
Oper in drei Akten und einem Vorspiel von Benjamin Britten op. 33. // Dichtung nach George Crabbe von Montagu Slater // In englischer Sprache mit deutschen Übertexten
Musikalische Leitung Alexander Kalajdzic
Inszenierung Helen Malkowsky
Bühne Saskia Wunsch
Kostüme Henrike Bromber
Choreinstudierung Hagen Enke
Dramaturgie Jón Philipp von Linden
Mit Daniel Billings, Peter Bronder, Cornelie Isenbürger, Jacek Janiszewski, Torben Jürgens, Sarah Kuffner, Christiane Linke, Sünne Peters, Michael Pflumm, Reto Raphael Rosin, Jacek Strauch, Ceri Williams, Bielefelder Opernchor, Extrachor des Theater Bielefeld, Bielefelder Philharmoniker