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Theater Bremen: „Hexenjagd“ von Arthur Miller

Premiere am 22. April 2016 ab 19.30 Uhr im Theater am Goetheplatz. -----

Das religiöse Dogma, die Freiheit als Bedrohung für ein System und nicht zuletzt das Prinzip der Kontrolle – Arthur Millers „Hexenjagd“ hat gleich mehrere hoch aktuelle Aspekte.

In seinem 1955 geschriebenen und uraufgeführten Stück bezog sich der US-Dramatiker Miller auf wahre Begebenheiten, die sich Ende des 17. Jahrhunderts in Salem abgespielt haben. Zugleich ist „Hexenjagd“ auch ein Kommentar zur McCarthy-Ära, in der die US-Regierung Anfang der 50er Jahre in irrationaler Form Jagd auf angebliche Kommunisten machte. In Bremen inszeniert Klaus Schumacher jetzt das Werk neu. Als Abigail ist Annemaaike Bakker zu sehen, als John Proctor Frank Seppeler („Gift. Eine Ehegeschichte“, „Die zehn Gebote“). Zum zwölfköpfigen Ensemble gehört als Gast auch Benno Ifland, der zuletzt in der Tango-Oper „María de Buenos Aires“ zu erleben war.

Das Stück sei in einer Zeit angesiedelt, in der es nur schwarz und weiß gäbe, sagt der Regisseur – „wie in der aktuellen Politik eben auch, siehe Donald Trump, siehe AfD“. Arthur Millers Stück sei deshalb so wichtig und hochaktuell, weil es aufzeige, wie bestimmte Strukturen und Dogmen funktionieren – und wie schwierig es sei, die Freiheit auszuhalten; eine Freiheit, die sich als bedrohlich erweist für ein gesellschaftliches System. Überdies, so Schumacher weiter, sei „Hexenjagd“ auch ein toller Krimi, „ein Spiel aus Erwartungen und Erfüllungen“.

Ausgangspunkt der Hexen- und Menschenjagd bei Miller ist der nächtliche Tanz einiger Mädchen im Wald: „Erwischt“ bei einem okkulten Ritual, das wahrscheinlich nur auf jugendlichen Freiheitsdrang und Übermut zurückzuführen lässt, entspinnt sich ein Lügengeflecht, das Ausmaße einer Massenhysterie annimmt. Aus Nachforschungen werden Verleumdungen, die Suche nach der „Wahrheit“ treibt die Stadt in den Terror einer beispiellosen Lynchjustiz. Den Mädchen fällt eine ungeheure Macht zu: Ihre Aussagen werden zum alleinigen Maßstab für Schuld und Unschuld, Tod und Leben. Millers Psychogramm einer Gesellschaft im religiös beseelten Wahn zeigt die Dynamik einer Allianz von Glauben, Staat und Justiz.

Klaus Schumacher, geboren 1965, leitet seit der Spielzeit 2005/06 die Sparte Junges Schauspielhaus am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Zugleich inszeniert er auch im Schauspiel an verschiedenen Theaterhäusern in ganz Deutschland, unter anderem in Hamburg, Oldenburg, Mainz, Hannover oder Stuttgart. In Bremen, wo er in den neunziger Jahren als Schauspieler im Moks engagiert war, das er später auch leitete, inszenierte er in den vergangenen drei Spielzeiten Tom Waits’ und Kathleen Brennans „Woyzeck“, Thomas Manns „Buddenbrooks“, Hans Falladas „Kleiner Mann – was nun?“, Ingmar Bergmans „Szenen einer Ehe“ sowie Williams Shakespeares „Othello“. In dieser Spielzeit war mit „Pornographie“ von Simon Stephens bereits eine weitere Regiearbeit von ihm zu sehen.

Regie: Klaus Schumacher

Bühne: Karin Plötzky

Kostüme: Karen Simon

Licht: Christopher Moos

Dramaturgie: Simone Sterr

Mit:

Matthieu Svetchine, Lotte Rudhart, Annemaaike Bakker, Irene Kleinschmidt, Lisa Guth, Frank Seppeler, Gabriele Möller-Lukasz, Benno Ifland, Johannes Nehlsen, Susanne Schrader, Peter Fasching, Guido Gallmann

Weitere Termine unter www.theaterbremen.de

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