Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Theater Heilbronn "Der goldne Topf", Schauspiel nach E.T.A. Hoffmann Theater Heilbronn "Der goldne Topf", Schauspiel nach E.T.A. Hoffmann Theater Heilbronn "Der...

Theater Heilbronn "Der goldne Topf", Schauspiel nach E.T.A. Hoffmann

Premiere am 5. Januar 2019, 20 Uhr, BOXX des Theaters Heilbronn

Ein Klassiker der schwarz-romantischen Literatur ist „Der goldne Topf“ von Ernst Theodor Amadeus (besser bekannt als E.T.A.) Hoffmann. Wie kaum ein anderer hat sich der „Gespenster-Hoffmann“ den dunklen Seiten der menschlichen Existenz zugewandt: den verborgenen Wünschen und Sehnsüchten und den Dämonen der Träume und Alpträume in ihrem Widerspruch zum gelebten bürgerlichen Alltag. „Der goldene Topf“, unterschrieben mit „Ein Märchen aus der neuen Zeit“, ist 1813/14 entstanden und wurde von E.T.A Hoffmann selbst für sein bestes literarisches Werk gehalten. Regisseur Maik Priebe, der zum ersten Mal in Heilbronn arbeitet, hat das Kunstmärchen für das Theater Heilbronn dramatisiert und gemeinsam mit dem Jungen Ensemble inszeniert.

Zum Inhalt
Wie so oft ist der Student Anselmus vom Pech verfolgt. Auf dem Weg zum Linkeschen Bade, wo er mit Bier und schönen Mädchen feiern will, rennt er mitten in einen Korb mit Äpfeln und Kuchen hinein, die ein altes Weib feilbietet. Er provoziert ein Riesengeschrei, sodass er, nur um der Situation zu entkommen, der Alten sein ganzes Geld in die Hand drückt. „Ja renne nur Satanskind … ins Kristall bald dein Fall“, flucht sie ihm hinterher. Verwirrt und einsam zieht Anselmus sich unter einen Holunderbusch zurück. Doch was ist das? Betörende Düfte steigen empor und drei zierliche Schlangen wispern ihm zu. Eine von ihnen hat unaussprechlich schöne blaue Augen, bei deren Anblick ihn ein seliger Schmerz durchströmt. Aber hat nicht Veronika, die Tochter seines Freundes Konrektor Paulmann, ebenso schöne Augen, mit denen sie ihn oft liebevoll anschaut?

Um seiner Geldnot zu entkommen, tritt Anselmus in die Dienste des Archivarius Lindhorst und kopiert für ihn wertvolle Manuskripte. Die Leute halten den Archivarius, der merkwürdige Geschichten von Drachen und Feuerlilien erzählt, für einen Phantasten. Aber in Anselmus wecken diese Erzählungen eine große Sehnsucht. Er möchte die schöne Schlange wiedersehen, die, wie sich herausstellt, Serpentina, die jüngste Tochter des Archivarius ist.
Veronika träumt unterdessen von einem Leben an seiner Seite, wenn er einst Hofrat geworden ist. Anselmus weiß nicht warum, er fühlt sich hin- und hergerissen zwischen Veronika und den Aussichten auf ein geordnetes bürgerliches Leben und der Welt des Archivarius voller Bücher, Mythen und Farben und der schönen Schlange Serpentina. Doch dann passiert das, was Archivarius Lindhorst ihm unter Androhung schwerster Strafen verboten hat: Er bekleckst eines der kostbaren Manuskripte und wird zur Strafe in ein kristallenes Gefäß eingeschlossen. Die düstere Prophezeiung der Alten scheint sich zu erfüllen und der Weg nach Atlantis, in die Heimat von Serpentina, für immer versperrt …

Hoffmann verarbeitete eigene Zerissenheit
Wie in vielen seiner Geschichten verarbeitete der im preußischen Staatsdienst stehende Jurist und zugleich mit vielen Talenten gesegnete Künstler E.T.A. Hoffmann seine eigene Zerrissenheit zwischen einem einträglichen, unaufgeregten bürgerlichen Leben und der Sehnsucht, sich ganz den schönen Künsten, der Literatur und dem ausschweifenden Leben hinzugeben.

Mit seinem „Märchen aus der neuen Zeit“ und der darin gezeichneten Vision von Atlantis setzte Hoffmann inmitten der Schlachten der antinapoleonischen Befreiungskriege auf die Kraft der Poesie.

Klang und Rhythmus
Die poetische Kraft des Märchens herauszuarbeiten, ist auch Kern der Arbeit von Maik Priebe. „Der goldne Topf“ ist ein virtuoses Sprachkunstwerk, dessen Wortlaut und Rhythmus der Regisseur in seiner Fassung konsequent beibehält und an dessen präziser sprachlicher Gestaltung er intensiv mit seinem Schauspielensemble arbeitet. Einen kongenialen Partner hat er dabei in dem Musiker und Audiokünstler Stefan Leibold, mit dem er zum wiederholten Mal zusammenarbeitet. Leibold erschafft Räume, Stimmungen und Situationen über Musik, Klanginstallationen, Stimmadapter und Sampler. So versucht das Inszenierungsteam die raffinierte Komposition des Textes ihn ihrer Verschmelzung märchenhafter und zuweilen abgründiger Phantasiewelten und der Darstellung des bürgerlichen Alltagslebens lebendig werden zu lassen.

Maik Priebe, geboren 1977 in Schwerin / Mecklenburg. Regiestudium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Prägende Begegnungen u.a. mit Martin Meltke, Peter Zadek, Christoph Marthaler und Christoph Schlingensief. Inszenierungen u.a. am Staatstheater Kassel, am Deutschen Nationaltheater Weimar, Staatstheater Nürnberg, Deutschen Theater Göttingen, Theater Augsburg und am Wiener Burgtheater. Für seine Inszenierung „Sallinger“ von Bernard Marie Koltés wurde Maik Priebe mit dem Günther-Rühle-Preis ausgezeichnet. Zudem erhielt er für Osbornes „Blick zurück im Zorn“ am Staatstheater Kassel den Kurt-Hübner-Preis für Nachwuchsregisseure der Akademie der Darstellenden Künste. Für „Kaspar Häuser Meer“ von Felicia Zeller, entstanden am Deutschen Nationaltheater Weimar, erhielt Maik Priebe eine Nennung in der Kategorie „Inszenierung des Jahres“ der Kritikerumfrage der Deutschen Bühne.

Fassung für das Theater Heilbronn von Maik Priebe

Regie: Maik Priebe
Ausstattung: Maik Priebe
Musikalische Leitung: Stefan Leibold
Dramaturgie: Mirjam Meuser

Mit: Anja Bothe (Serpentina u.a.), Romy Klötzel (Veronika u.a.), Patrick Isermeyer (Anselmus u.a.), Sascha Kirschberger (Lindhorst/Äpfelweib u.a.)

   MO.    07.01.2019   11:00 Uhr
    DI.    08.01.2019   11:00 Uhr
    DI.    08.01.2019   20:00 Uhr
    SA.    12.01.2019   20:00 Uhr
    MO.    14.01.2019   11:00 Uhr
    MO.    28.01.2019   20:00 Uhr
    DI.    29.01.2019   11:00 Uhr
    MI.    30.01.2019   11:00 Uhr
    DO.    31.01.2019   11:00 Uhr
    DO.    31.01.2019   18:00 Uhr
    FR.    01.02.2019   11:00 Uhr
    MO.    04.02.2019   11:00 Uhr
    MO.    04.02.2019   20:00 Uhr
    DI.    05.02.2019   11:00 Uhr
    MI.    06.02.2019   11:00 Uhr
    DO.    07.02.2019   19:00 Uhr
    FR.    08.02.2019   11:00 Uhr
    DI.    19.02.2019   11:00 Uhr
    DI.    19.02.2019   20:00 Uhr
    MI.    13.03.2019   20:00 Uhr
    DO.    14.03.2019   11:00 Uhr
    FR.    15.03.2019   11:00 Uhr
    DI.    09.07.2019   11:00 Uhr
    DO.    11.07.2019   20:00 Uhr
    FR.    12.07.2019   11:00 Uhr

 Bild: E.T.A. Hoffmann

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 26 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

Scheinheilig -- "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" von Bertold Brecht im Schauspielhaus Düsseldorf

Eine Maschine die alles vereint: Fleischwolf, Transportband, Verbrennungsofen, multifunktional, dominiert die Bühne im Düsseldorfer Schauspielhaus. Aus ihren zwei großen Röhren, quellen ganz langsam…

Von: Dagmar Kurtz

MELODISCHER ZAUBER -- Neue CD: "Segovia" - Carlotta Dalia spielt auf einer seltenen Hauser-Gitarre bei Berlin Classics

Die junge Gitarristin Carlotta Dalia aus Italien spielt hier auf einer historischen Gitarre, die vom deutschen Gitarrenbauer Hermann Hauser für den berühmten spanischen Gitarristen Andres Segovia…

Von: ALEXANDER WALTHER

SINGENDE MELODIE -- Neue CD: Ludwig van Beethoven - Klaviersonaten Edition 2 mit Moritz Winklemann bei Berlin Classics

Auch die neue CD mit dem Stuttgarter Pianisten Moritz Winkelmann überzeugt aufgrund einer klaren künstlerischen Aussage. Für Winkelmann ist das Allegro der Klaviersonate Nr. 9 in E-Dur op, 14/1…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERANKERUNG IN RITUALEN -- "Muttertier" von Leo Lorena Wyss im Kammertheater STUTTGART

"Ich verstehe dich...Aber immer, wenn ich den Mund öffne, immer wenn ich etwas sagen will, dann ist da nur der Muttermund..." Drei Geschwister tollen, taumeln und tauchen im Becken eines Hallenbads.…

Von: ALEXANDER WALTHER

JUGENDLICHE SCHWUNGKRAFT -- 6. Staatsorchesterkonzert im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Sehr jugendlich wirkt Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie Nr. 1 in c-Moll op. 11. Sie trägt noch die Handschrift der Streichersinfonien. Und stellenweise blitzt sogar der Einfluss der…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche