Mit ihnen kehrt ein Buch in die Diskussion zurück, das bereits vom Staub der 1990er bedeckt war: Samuel P. Huntingtons „Clash Of Civilizations“. Seine Provokation lag 1993 darin, die Welt nach dem Kalten Krieg wieder in Lager zu teilen und künftige Konflikte an den Risslinien unterschiedlicher Kulturen auszumachen. Aber was war zuerst da? Die Henne oder das Ei? Huntingtons Ausführungen oder die Kriege im Irak und in Afghanistan? Was für Haltungen und Gedanken erzeugt eine These vom „Kampf der Kulturen“?
Klugerweise wird man kulturelle Unterschiede zwischen den verschiedenen Gesellschaften und Religionen der Erde differenzieren, es wäre jedoch fahrlässig, sie zu benutzen, um die geostrategischen Ursachen vieler Konflikte zu verkleistern. Denn was ist mit dem Hunger mächtiger Nationalstaaten nach Rohstoffen und Einflusssphären? Wie steht es um die Einmischung nicht nur amerikanischer Geheimdienste in die inneren Angelegenheiten anderer Länder? Wie gehen wir mit dem Erbe des europäischen Kolonialismus um? Welche Auswirkungen hat unsere Außen- und Wirtschaftspolitik auf andere Länder? – Die Entscheidungen der Big Player bestimmen zwingend, wie ungreifbar oft das Leben jedes einzelnen Menschen weltweit ist. Sie geben den Rahmen vor, in dem wir uns entfalten (können). Aber welche blinden Flecken akzeptieren wir alltäglich und woher kommt jene diffuse Angst und Ohnmacht, die sich zunehmend nationalistisch in ganz Europa artikuliert?
Das Team um den Dramaturgen und Regisseur René Schmidt begibt sich in dieser Stückentwicklung mit ganz unterschiedlichen, mitunter kontroversen theatralen Mitteln auf Expedition in „schwarze Löcher“ aktueller Diskussionen.
René Schmidt (Regie und Bühne)
Der gebürtige Dresdner studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig, später dann Sprechwissenschaft und Germanistische Literaturwissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie an der Åbo Akademi, Finnland. Im Anschluss wurde René Schmidt als Schauspieler und Dramaturg an das Gerhart Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau engagiert. Hier leitete er das (dokumentarische) Projekt „Phänomen Robur“, welches die untergegangene Industriegesellschaft in Zittau reflektierte, inszenierte „Der kleine Maulwurf“ nach Zdeněk Miler, Eric-Emmanuel Schmitts „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ sowie die dokumentarische, szenische Lesung zur Herrnhuter Mission „Terra incognita“. Seit der Spielzeit 2013/2014 ist René Schmidt als Dramaturg am Schauspiel Chemnitz engagiert. In der vergangenen Spielzeit inszenierte er die Studioproduktion „Die Schmerzen der Krieger“ (Oliver Pautsch). Als Hochschuldozent arbeitete er an der Staatlichen Pomoren Universität Archangelsk (Russland), an der Åbo Akademi (Finnland) und an der Hochschule Görlitz/Zittau.
Regie und Bühne: René Schmidt
Kostüme: Hannah Tabea Förtsch
Musik: Steffan Claußner
mit: Lysann Schläfke, Christian Ruth, Dominik Förtsch
Die nächsten Vorstellungen sind am 15. und 30. Dezember 2015, jeweils 20.00 Uhr.