In Zusammenarbeit mit Soundartist Günther Auer und dem neuen mehrsprachigen Ensemble entstehen kompositorische Narrative aus Tondokumenten, Musik und Textfragmenten – von Seneca, Marx, Stoker bis Baudrillard und vielen mehr.
Nach der mehrjährigen Forschungsreihe „tragödienproduzenten“, die sich mit spezifischen Theatermodellen bei Aischylos, Shakespeare, Racine und Jelinek auseinandersetzte, beginnt für Claudia Bosse und theatercombinat eine Reihe von Theaterarbeiten mit neuen Medien zu Fragen von politischem Handeln und Identität. Die Sounddokumente aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft von 1859 bis in die Gegenwart und das Textmaterial werden mit persönlichen Geschichten, Biographien und Erzählungen über Sexualität durchwoben. Der gesprochene Text der vier DarstellerInnen wird zum Teil an einen anderen Ort mittels Lautsprecher übertragen. Lust und Sexualität wird mit der Durchdringung des Raumes und Abspaltung der Sprache vom Körper gebündelt. Es entstehen wuchernde mediale Hybride, fragmentierte Gegenwart, fragmentierte Geschichte. Soundlandschaften, Dokumentarräume, ein Raum der Fragen, Handlungen, Konfrontationen und Unsicherheiten: Was also tun?
Mit „die perser“ eröffnete 2008 Claudia Bosse das Festival Theaterformen in Braunschweig mit einem Chor von 340 BürgerInnnen. Am FFT realisierte theatercombinat zuletzt die akustisch-performative Stadtinstallation „bambiland’s day“ mit einem Text von Elfriede Jelinek als Teil der Serie „tragödienproduzenten“.
Claudia Bosse ist Regisseurin und künstlerische Leiterin von theatercombinat. Für ihre Produktion „bambiland“ von Elfriede Jelinek erhielt sie und theatercombinat vergangenes Jahr den Nestroy Preis für die „Beste Off-Produktion“. Mit ihrer im Jahre 1996 gegründeten KünstlerInnenformation theatercombinat feiert sie durch die Erschaffung neuer, experimenteller Aktions- und Wahrnehmungsräume zwischen Theater, Installation, Choreografie, Performance und Diskurs internationale Erfolge. Nach der Serie „tragödienproduzenten“ in Wien, Genf, Düsseldorf und Braunschweig widmet sie sich neuen Arbeitsprozessen und Dramaturgien aus Textfragmenten, Autofiktionen und Soundlandschaften.
theatercombinat ist ein internationales Ensemble um Claudia Bosse, dessen Arbeiten sich durch Lust an der Erforschung von neuen Räumen, Texten und der stetigen Reflektion des Theaterbegriffs auszeichnet. Die bespielten Räume reichen von U-Bahnschächten bis hin zu Dachlandschaft oder ehemaligen Industriehallen, und spielen eine ebenso wichtige Rolle wie die Strukturen der inszenierten Texte. Das Ensemble stellt sich in jeder Neuinszenierung der Herausforderung Text, Raum, Struktur und Zuschauer gleichermaßen mitzudenken, und direkte Bezüge oder Konfrontationen entstehen zu lassen.
Vom Watermill Center New York wurde theatercombinat mit “vampires of the 21st century oder was also tun?” Anfang 2010 zu einer drei-wöchigen Residency mit anschließender Präsentation eingeladen.
www.theatercombinat.com
Konzept/Regie/Raum: Claudia Bosse
Von/Mit: Frédéric Leidgens (B/FR), Nora Steinig (CH), Caroline Decker (DE), Yoshie Marouka (JP)
Sound/ live Dj-ing: Günther Auer
Beratung/Kommunikation: Christine Standfest
Produktionsleitung: Annelie Fritze
Regieassistent: Thomas Köck
Technische Leitung/Bauten: Marco Tölzer
Recherche Soundarchiv: Ana Mirkovic
Produktionsassistenz: Anna Feldbein
Lichtberatung: Alexander Wanko
Beratung: Alexander Schellow
mit freundlicher Unterstützung von Wien Kultur, Erste Bank, Bezirkskultur Josefstadt