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Uraufführung: "Der Heiler", Monolog von Oliver Bukowski, Deutsches Theater Berlin

Premiere 9. Januar 2011, 20.00 Uhr, Kammerspiele

 

"Wie? Verliebt? Werden Sie nicht billig Mann, nächsten Monat werde ich siebzig! Und sie ist und war nicht meine Ulrike, und ich bin nicht Goethe, und hier ist nicht Marienbad! Also, bitte, ich wiederhole: Sie war zu jeder Zeit meine Patientin!"

Prof. Dr. Matthes Grebenhoeve, Geheimtipp unter den Psychotherapeuten mit Wunderheilerstatus, gibt seine Aussage zu Protokoll. Er ist nackt neben seiner toten Patientin gefunden worden.

 

Der Fall scheint klar und ist ein gefundenes Fressen für die sensationsgeile Öffentlichkeit. Grebenhoeve indes erzählt eine andere Geschichte über den Suizid von Sophie Brettschneider, die zuvor schon bei seinem größten Widersacher und Konkurrenten Prof. Dr.Legenzell in Behandlung war und zum Wettgegenstand zwischen den beiden Koryphäen der Psychotherapie hatte werden sollen, frei nach dem Motto: Wer heilt am besten? Doch Sophie war mit ihrer Intelligenz, Persönlichkeit und Attraktivität überlegen genug, das Verhältnis von Therapeut und Patientin umzukehren, und galt vielleicht deshalb als unheilbar, weil sie trotz aller Auffälligkeiten eben doch keine Borderline-Patientin war, sondern nur so grenzgängerisch wie das Leben bei ungefilterter Wahrnehmung der Wirklichkeit.

 

Ausgestattet mit den besten Referenzen und Voraussetzungen für eine steile Karriere, hatte sie eine Bundespressekonferenz torpediert und die Ministerin beschimpft, ein vermeintlich grundloser Ausbruch, der zum Bruch Sophies mit der Gesellschaft und ihrem Funktionieren geführt hatte. Grebenhoeve begibt sich immer tiefer in die Geschichte dieser Frau, und je mehr er von ihr lernt, desto fraglicher werden ihm sein Leben, sein Erfolg und der Sinn seiner Arbeit. Er selbst wird zum Grenzgänger und Gratwanderer der Kritik an einem System, an dem man irre werden kann.

 

Regie Piet Drescher

Ausstattung Hans-Jürgen Nikulka

 

Mit: Jörg Gudzuhn

 

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