„Dieses Stück ist wahrscheinlich eine Theatererzählung. Das Theater, in dem dieses Stück gemacht wird, ist aber nicht nur ein Theater über die Theatervorstellungen, die meistens im Theater von Theaterleuten und Schauspielern gemacht werden, sondern auch ein Stück über das Theater, das nicht innerhalb der Theatervorstellungen, sondern auch ausschließlich außerhalb des Theaters fast ausschließlich von jenen Leuten gespielt und gemacht wird, die mit dem Theater im Theater nicht das Geringste zu tun haben“(Gert Jonke, †2009).
In der HINTERHÄLTIGKEIT DER WINDMASCHINEN wird im ersten Akt ein Bühnenbild aufgebaut und im dritten Akt wieder abgebaut. Im zweiten Akt ist die Pause. Vom zu erwartenden Stück sieht das Publikum nichts, es sitzt sozusagen im Rücken des Geschehens und erlebt die ganze Poesie der Hinterbühne. Zurück bleibt: die leere Bühne, offen für Neues.
Regie Philip Tiedemann
Bühne und Kostüme Sabine Böing
Musik Henrik Kairies
Dramaturgie Jürgen Popig
M1 Olaf Weißenberg
M2 Friedrich Witte
M3 Axel Brauch
M4 Clemens Dönicke
Der Neue Oliver Meskendahl
M5, Polizist Dietmar Nieder
M6, Autor Daniel Ratthei
F1 Katharina Quast
F2 Magdalena Steinlein
PUTZFRAU Anna-Maria Kuricová
LAUTSPRECHER Thomas Schneider
Mit der bevorstehenden Uraufführungspremiere von Gert Jonkes DIE HINTERHÄLTIGKEIT DER WINDMASCHINEN… in der Regie von Philip Tiedemann wird die diesjährige Schauspielsaison am Theater Osnabrück beendet. Das Ensemble präsentiert sich zum letzten Mal seinem Publikum in der derzeitigen Konstellation. Mit Ende der Spielzeit 2010/2011 und der Ära von Holger Schultze als Intendant am Theater Osnabrück werden zahlreiche Mitglieder das Ensemble verlassen.
Die Intendanz von Holger Schultze wurde im September 2005 mit dem Stück von Gert Jonke CHORPHANTASIE im Rahmen des renommierten Festivals SPIELTRIEBE eröffnet und ebnete langfristig den Boden für zeitgenössische Dramatik in Osnabrück. Nun schließt sich ein Kreis mit einer erneuten Jonke – Uraufführung. Gert Jonke war einer der großartigsten österreichischen Dramatiker, Lyriker, Dichter und Hörspielautoren der Neuzeit. Sein Stil war – ausgehend von der Sprachskepsis experimenteller Literatur – beeinflusst von Techniken und Schreibweisen konkreter Poesie und gesellschaftskritisch. Er verband immanente Sprachkritik und inhaltsorientiertes Schreiben, um dadurch zu einer adäquaten Analyse gesamtgesellschaftlicher Zusammenhänge zu gelangen. Im Laufe seines Schaffens verknüpfte er die Inhalte immer stärker mit Schreib- und Sprachtechnik. Jonke, verstorben 2009, hinterlässt zahlreiche Dramen, Gedichte, Hörspiele und auch Libretti. Er wurde mit wichtigen Preisen geehrt, u.a. dem Ingeborg-Bachmann-Preis, dem Erich-Fried-Preis, dem Franz-Kafka-Preis, dem Nestroy-Preis, dem großen Österreichischen Staatspreis für Literatur sowie dem Arthur-Schnitzler-Preis. Das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt 2010 haben in memoriam Gert Jonke einen Gert-Jonke-Literaturpreis gestiftet, der alle zwei Jahre vergeben werden soll.
Tickets und weitere Informationen: 0541/ 76 000 76; www.theater-osnabrueck.de;