"Ja, Zerstreuung, immer was Neues, immer was, daß ich lachen oder weinen muß. Was ich nicht aushalten kann, ist Langeweile."
Aber erst nach vielen einsamen Monaten als Landratsgattin im provinziellen Küstenstädtchen Kessin scheint ihre Rechnung schließlich doch noch aufzugehen: Instetten wird ans Ministerium nach Berlin versetzt, und der ersehnte Glanz stellt sich wirklich ein, sogar ein kleines Glück, das sie bald ihre kurze, heftige Affäre in den Ostseedünen mit dem Major Crampas, einem Freund ihres Mannes, vergessen lässt. - Bis Instetten nach Jahren zufällig die alten Briefe seines Freundes an seine Frau entdeckt und seine tiefe Verletzung nun alle zu vernichten droht. Auf dem wirklichen Fall der Else von Ardenne basierend, wurde die 1894 erschienene Geschichte der Effi Briest noch zu Lebzeiten des Autors zum meistgelesenen und umstrittensten Roman Theodor Fontanes. Seine beiden Kernfragen, nach unserer hoffnungslosen Abhängigkeit von gesellschaftlicher Anerkennung sowie nach der Zerstörungskraft enttäuschter Sehnsüchte, erscheinen heute nicht nur ebenso brennend wie damals, sondern haben sich in der Mediengesellschaft zu einem Flächenbrand ausgeweitet, der unter den veränderten Bedingungen weitaus mehr Menschenschicksale verbrennt, als noch zu Fontanes Zeiten. Nicht umsonst untertitelte denn auch Rainer Werner Fassbinder seine Romanverfilmung von 'Fontane Effi Briest': "Viele, die eine Ahnung haben von ihren Möglichkeiten und Bedürfnissen und dennoch das herrschende System in ihrem Kopf akzeptieren durch ihre Taten und es somit festigen und durchaus bestätigen."
Regie: Nils Brück
Bühne und Kostüme: Martin Fischer
Darsteller:
Roswitha Marianne Barth
Effi Briest Ulrike Hanitzsch
Luise Briest Charlotte Sieglin
Briest Klaus Bieligk
Vetter Dagobert/Major Crampas David Lukowczyk
Pastor Niemeyer/Alonzo Gieshübler Andreas Lembcke
Geert von Instetten Markus Wünsch
Der nächste Termin:
Do, 31. Mai 2007, 19.30 Uhr, E-Werk